Neuseeland rückt vorsichtig von seiner ehrgeizigen Null-Covid-Strategie ab. Premierministerin Jacinda Ardern sagte am Montag, die hochansteckende Delta-Variante des Coronavirus habe sich als “Wendepunkt” erwiesen. In Auckland habe das Coronavirus auch mit dem strengen Lockdown der vergangenen Wochen nicht ausgemerzt werden können. “Selbst mit den langfristigen Beschränkungen, die wir hatten, haben wir offensichtlich nicht die Null erreicht”, sagte sie.
Ardern kündigte an, die Strategie noch nicht unmittelbar aufzugeben. Die Regierung werde die Beschränkungen in Auckland aber leicht lockern, auch wenn die Zahl der neuen Fälle nicht zurückgegangen sei. Sie fügte hinzu, dass diese Strategie-Änderung erst durch die deutliche Steigerung der Impfquote möglich geworden sei.
Die Zwei-Millionen-Einwohner-Stadt Auckland bleibt demnach bis auf Weiteres weitgehend abgeriegelt. Ab Mittwoch sollen in Neuseelands einwohnerreichsten Stadt Treffen draußen mit bis zu zehn Menschen aber wieder erlaubt sein. Jede Woche will die Regierung nun weitere Lockerungen prüfen. In den kommenden Wochen könnten also weitere Geschäfte und Schulen wieder öffnen. Ende September hatten bereits einige Geschäfte wie Restaurants mit Lieferdienst wieder geöffnet.
Neuseeland hatte Mitte August einen landesweiten Lockdown verhängt, um einen Ausbruch der hochansteckenden Delta-Variante einzudämmen. Nach drei Wochen wurden die Beschränkungen im Rest des Landes weitgehend wieder aufgehoben, weil sich herausstellte, dass sich der Ausbruch auf Auckland beschränkte. Dort hatten am Wochenende 2000 Menschen bei einer ungenehmigten Demonstration gegen die Verlängerung des Lockdowns protestiert.
Neuseeland ist seit Beginn der Pandemie weitgehend vom Rest der Welt abgeschottet. Bis zu dem Delta-Ausbruch im August war das Leben der Neuseeländer monatelang beinahe normal. Der Inselstaat galt daher weltweit als Vorbild im Kampf gegen Corona: In dem Land mit seinen fünf Millionen Einwohnern gab es seit Beginn der Pandemie nur 27 Todesfälle durch Covid-19.
Quelle: AFP