Die neue AfD-Bundestagsfraktion hat möglicherweise bereits eines ihrer eigentlich 83 Mitglieder verloren. Nach einer turbulenten ersten Fraktionssitzung verließ der nordrhein-westfälische Abgeordnete Matthias Helferich am Mittwochabend die Versammlung. Er werde “vorerst kein Mitglied der Fraktion”, hieß es aus Fraktionskreisen. Denkbar sei aber, dass er einen Gaststatus beantrage, was eingeschränkte Rechte in der Fraktion zur Folge hätte.
Helferich hatte sich 2017 in einem nicht öffentlichen Facebook-Chat als “das freundliche Gesicht des NS” bezeichnet, wie ein vom WDR veröffentlichter Screenshot zeigt. Der AfD-Politiker aus Dortmund erwähnte in dem Chat demnach auch Kontakte in die Neonazi-Szene der Stadt. Sein bürgerliches Image pflege er nur zum Schein.
Der AfD-Bundesvorstand hatte Anfang August beschlossen, Helferich seines Amtes als stellvertretender NRW-Landesvorsitzender zu entheben und ihn mit einer Ämtersperre zu belegen. Der Ko-Parteivorsitzende Jörg Meuthen war zugleich damit gescheitert, auch ein Parteiausschlussverfahren gegen Helferich anzustrengen.
Der sächsische Abgeordnete Matthias Moosdorf, über den in der siebenstündigen Fraktionssitzung am Donnerstag ebenfalls heftig diskutiert wurde, soll den Angaben zufolge Fraktionsmitglied bleiben. Er hatte ein Direktmandat im Wahlkreis Zwickau geholt.
Moosdorf war in der vergangenen Legislaturperiode als Mitarbeiter für einen AfD-Bundestagsabgeordneten tätig gewesen. Der Musiker organisierte unter anderem eine Kampagne gegen den Globalen Migrationspakt. Anlass für die Debatte in der Fraktion über ihn war dem Vernehmen nach aber vor allem, dass er in der Vergangenheit den scheidenden Fraktionschef Alexander Gauland kritisiert hatte.
Die zunächst für Mittwoch geplante Wahl einer neuen Fraktionsspitze soll nun am Donnerstagnachmittag stattfinden. Fraktionschefin Alice Weidel tritt zur Wiederwahl an, den Ko-Vorsitz möchte Parteichef Tino Chrupalla übernehmen.
Die AfD hatte bei der Wahl am Sonntag 10,3 Prozent der Stimmen und 83 Bundestagsmandate erzielt. Bei der Wahl vor vier Jahren hatte sie mit 12,6 Prozent ein deutlich besseres Ergebnis erreicht. Von den damals 94 Mandaten blieben am Ende der Legislaturperiode allerdings nur 87 übrig. So hatte schon am Tag nach der Bundestagswahl 2017 die damalige Parteichefin Frauke Petry ihren Austritt aus Partei und Fraktion erklärt.
Quelle: AFP