In China wird Privathaushalten und Unternehmen immer öfter der Strom abgeschaltet – auch großen Firmen, die für den Export produzieren. Die US-Investmentbank Goldman Sachs senkte deshalb ihre Prognose für das chinesische Wirtschaftswachstum in diesem Jahr von 8,2 auf 7,8 Prozent. Ursache für die Stromknappheit sind Lieferengpässe bei der Kohle, von der nach wie vor ein Großteil der chinesischen Stromerzeugung abhängt.
Laut Zahlen des Datendienstes Bloomberg Intelligence verhängten in den vergangenen Monaten mindestens 17 Provinzen, auf die zwei Drittel der chinesischen Inlandsprodukts entfallen, Stromsperren. Betroffen davon waren demnach vor allem Industriebetriebe, darunter auch Zulieferer für Apple oder Tesla.
Behördenangaben zufolge überstieg die Stromnachfrage im Land im ersten Halbjahr das Niveau von vor der Corona-Pandemie. Die Preise für Kohle erreichten Anfang dieses Monats ein Rekordhoch.
Goldman Sachs ist bereits die zweite Bank, die ihre Vorhersage für Chinas Wirtschaftswachstum revidiert. Am Montag hatte die japanische Nomura-Bank ihre Prognose auf 7,7 Prozent gesenkt. Auch sie verwies dabei auf eine steigende Zahl von Fabriken, die wegen Umweltschutzvorgaben der Regierung oder aufgrund steigender Energiepreise und Kohleknappheit ihre Produktion unterbrechen mussten.
Die Stromknappheit hat auch Auswirkungen auf den Alltag in einigen Regionen. In der Provinz Liaoning im Nordosten waren laut lokaler Medienberichte Straßenbeleuchtung und Ampeln abgeschaltet. Einkaufszentren mussten laut Beschwerden von Bürgern im Internet früher schließen, ein Supermarkt wurde mit Kerzenlicht erhellt.
Auch in der Hauptstadt Peking soll der Strom in den kommenden Tagen mehrfach abgestellt werden – wegen “geplanter Wartungen”, wie der Stromversorger State Grid auf AFP-Anfrage mitteilte. Staatliche Medien führen die geplanten Abschaltungen hingegen auf die Stromknappheit zurück.
Quelle: AFP