Die beiden verbliebenen Hungerstreikenden in Berlin drohen mit Flüssigkeitsverweigerung ab Samstag und richten ihre Forderungen nun direkt an SPD-Kanzlerkandidat Olaf Scholz. Wenn Scholz nicht persönlich den Klimanotstand ausrufe, würden die Aktivisten am Samstagmorgen auch das Trinken einstellen. Der SPD-Politiker forderte die Aktivisten am Freitag via Twitter zum Abbruch auf.
“Ich halte mich an die Abmachung und werde mit der Gruppe auch nach der Wahl sprechen”, teilte der Kanzlerkandidat auf dem Kurznachrichtendienst mit. Jetzt sollten die Aktivisten aber “ihr Leben schützen und abbrechen”.
Scholz sei “mit großer Wahrscheinlichkeit in der nächsten Legislaturperiode der Bundeskanzler”, hieß es in einer Mitteilung der Streikenden von Donnerstagabend. Deshalb forderten die Aktivisten von ihm, Maßnahmen gegen die Klimakrise zu ergreifen und einen Bürgerrat im Rahmen der Koalitionsverhandlungen einzuberufen.
“Herr Scholz schreibt sich soziale Gerechtigkeit auf die Fahnen, doch lässt die klimatischen Fakten außen vor”, bemängelt eine 24-jährige Hungerstreikende in der Mitteilung. “Wenn wir nichts ändern, erleben wir massive Hungersnöte, ist das sozial gerecht?”
Die Aktivisten, die in der Nähe des Reichstags ausharren, forderten zuvor ein öffentliches Gespräch mit den drei Kanzlerkandidaten. Dieses hatten sie für den gestrigen Donnerstag verlangt. Baerbock, Laschet und Scholz seien jedoch trotz 25 Tagen Hungerstreik nicht bereit gewesen, ein “ehrliches und öffentliches Gespräch” mit ihnen über die Klimakrise zu führen, hieß es von den Aktivisten.
Bereits seit Montag waren die Aktivisten der Gruppe namens “Die letzte Generation” getrennte Wege gegangen. Am Mittwoch hatten drei weitere Aktivisten nach 23 Tagen in Berlin ihren Hungerstreik beendet.
Diese haben nun eine Bewegung unter dem Hashtag #takethechair ins Leben gerufen. Diese symbolischen Stühle, die für das Gespräch mit den drei Kanzlerkandidaten vorgesehen waren und von diesen nicht aufgesucht worden waren, stünden nun für die Verantwortung der Menschen, selbst zu handeln.
Die Sprecherin der Bewegung “Fridays for Future”, Carla Reemtsma, verteidigte indes den Hungerstreik in Berlin im Grundsatz. Jeder könne selbst darüber entscheiden, was ein legitimes Mittel des Protests sei, sagte sie in der Sendung “Frühstart” bei RTL/ntv. Die Klimabewegung stehe für dieselben Ziele ein, auch wenn Fridays for Future nicht dazu aufrufe, in den Hungerstreik zu treten. Die Aktivisten der “letzten Generation” hatten zuvor auch darauf hingewiesen, niemanden zu einem Hungerstreik aufzurufen.
Quelle: AFP