Der Chef des hochverschuldeten chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande hat die Belegschaft dringend dazu aufgerufen, all ihre Energie in die Wiederaufnahme der Produktion zu stecken. Xu Jiayin rief über 4000 Manager und Beschäftigte zu einem Krisentreffen zusammen, wie die Staatszeitung “China Securities” am Donnerstag berichtete. Evergrande droht die Pleite, was nicht nur den Immobiliensektor des Landes ins Rutschen bringen, sondern auch Folgen für die gesamte chinesische Wirtschaft haben könnte.
Xu habe am Mittwochabend den Anwesenden gesagt, sie müssten “all ihre Energie in die Wiederaufnahme der Arbeit und der Produktion sowie in die Bereitstellung von Immobilien stecken”, berichtete die Börsenzeitung. Nur so könnten die Rechte und Interessen von Käufern und Investoren gleichermaßen geschützt werden. Die Unternehmensgruppe müsse alles daran setzen, “ihre Verpflichtungen einzuhalten”, wurde der Evergrande-Gründer weiter zitiert. Er versprach zudem eine hochgradig “verantwortungsvolle Haltung gegenüber Investoren”.
Evergrande versinkt derzeit unter einem Berg von Schulden – umgerechnet betragen sie 260 Milliarden Euro. Zustande kamen die horrenden Verpflichtungen durch eine auf Pump finanzierte aggressive Expansion des Konzerns in den vergangenen Jahren. Lange Zeit stützte sich Evergrande darauf, sich mit Geld von Käufern, die ihre Wohnungen vor der Fertigstellung der Immobilien zahlen mussten, zu finanzieren.
Gleich von mehreren Seiten steht Evergrande derzeit unter enormem Druck, in mehreren chinesischen Städten kam es zu Protesten. Käufer wollen ihr Geld zurück oder verlangen ihre Wohnungen, Gläubiger und Zulieferer dringen auf Zahlungen. Am Mittwoch versprach das Unternehmen eine pünktliche Zinszahlung in Millionenhöhe für eine inländische Anleihe – das beruhigte zunächst die aufgescheuchten Finanzmärkte.
Allerdings stehen zeitnah weitere hohe Verpflichtungen aus einer ausländischen Anleihe an und wenn diese nicht bezahlt werden, droht schon in wenigen Wochen die Pleite. Da Evergrande eines der größten Immobilienunternehmen des Landes ist, könnte der gesamte Sektor ins Straucheln geraten. Das wiederum könnte angesichts der Größe des Wirtschaftszweigs fatale Folgen für ganz China haben – der weltweit zweitgrößten Volkswirtschaft. Noch ist unklar, wie sich die chinesische Führung im Fall einer Pleite des privatwirtschaftlichen Unternehmens verhalten wird.
Die US-Ratingagentur Fitch senkte vor diesem Hintergrund den wirtschaftlichen Ausblick Chinas. In diesem Jahr dürfte die Wirtschaft um 8,1 Prozent wachsen, zuvor hatte Fitch noch 8,4 Prozent prognostiziert. Hauptgrund dafür sei eine Abschwächung auf dem Immobilienmarkt.
Quelle: AFP