Ein halbes Jahr waschen und bügeln für die 2000 Frauen seines Dorfes

Copyright AFP/Archiv Sajjad HUSSAIN

Ein wegen versuchter Vergewaltigung festgenommener Mann in Indien ist unter der Auflage aus der Haft freigekommen, sechs Monate lang allen Frauen in seinem Dorf die Kleider zu waschen und zu bügeln. Das Waschmittel und andere notwendige Utensilien für den Wäschedienst für rund 2000 Frauen müsse der 20-jährige Lalan Kumar auf eigene Kosten besorgen, hieß es in einer am Mittwoch veröffentlichten Gerichtsentscheidung, die vor einem Prozess in der Sache erging.

Kumar ist von Beruf Wäscher. Der junge Mann war im April unter anderem wegen versuchter Vergewaltigung festgenommen worden, wie der Polizeibeamte Santosh Kumar Singh der Nachrichtenagentur AFP sagte. Ein Termin für einen Prozess gegen Kumar wurde noch nicht festgelegt.

Alle Frauen in dem Dorf Majhor im nordöstlichen Bundesstaat Bihar seien “froh über die Gerichtsentscheidung”, versicherte Nasima Khatoon vom Dorfrat. Dass der junge Mann zum Wäschedienst verdonnert worden sei, sei “historisch”. “Das wird den Respekt für Frauen fördern und dazu beitragen, ihre Würde zu schützen”, fügte Khatoon hinzu, die als eine von mehreren Vertretern des Dorfes Kumar bei der Erfüllung seiner Pflicht beaufsichtigen wird.

Einige Frauen sagten, die Gerichtsentscheidung habe eine positive Wirkung, weil sie Verbrechen gegen Frauen zu einem Gesprächsthema mache. “Das ist ein bemerkenswerter Schritt und eine andere Art der Strafe, die eine Botschaft an die Gesellschaft sendet”, sagte etwa Anjum Perween.

Nach einer brutalen Gruppenvergewaltigung in Neu Delhi im Jahr 2012, in deren Folge das Opfer starb, waren in Indien die Strafen für Vergewaltigung deutlich angehoben worden. Dennoch gibt es in dem bevölkerungsreichen Schwellenland weiterhin sehr viele Angriffe auf Frauen. 

Allein im vergangenen Jahr wurden mehr als 28.000 Vergewaltigungen gemeldet. Der Polizei wurde immer wieder vorgeworfen, nicht genug zur Verhinderung von Sexualverbrechen zu tun und die mutmaßlichen Täter häufig nicht vor Gericht zu stellen.

Quelle: AFP

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