Bilder vom Einsatz berittener US-Grenzpolizisten gegen haitianische Flüchtlinge haben in den USA für Aufsehen und Empörung gesorgt. Die Sprecherin von US-Präsident Joe Biden, Jen Psaki, sagte am Montag, die Aufnahmen seien “furchtbar” anzuschauen. Das Heimatschutzministerium kündigte eine Untersuchung an. Die Fotos des AFP-Fotografen Paul Ratje und Videoaufnahmen belegen das harte Vorgehen berittener Grenzschützer in Texas an der Grenze zu Mexiko.
Sie kenne zwar nicht den genauen Hintergrund, wisse aber auch nicht, in welchem Kontext ein solches Vorgehen “angemessen” sein könnte, sagte die Biden-Sprecherin weiter. “Ich denke, dass niemand, der diese Aufnahmen gesehen hat, das für akzeptabel oder angemessen halten würde.” Heimatschutzminister Alejandro Mayorkas kündigte bei einem Besuch im Grenzgebiet eine Untersuchung an. “Wir werden die Fakten untersuchen.” Gegebenenfalls werde es Konsequenzen geben.
Auf den Fotos des AFP-Fotografen und auf Videoaufnahmen ist etwa ein Polizist zu sehen, wie er vom Pferd aus einen Mann, der Lebensmitteltüten in der Hand hält, an seinem T-Shirt packt. Auf anderen Bildern wirkt es so, als würden Polizisten drohend ihre Zügel schwingen, um Flüchtlinge zu vertreiben.
Nach Angaben Ratjes hatten zahlreiche Haitianer den Grenzfluss von Texas aus erneut in anderer Richtung überquert, um auf mexikanischer Seite Essen für ihre auf US-Seite festsitzenden Familien zu beschaffen. Die berittenen Grenzpolizisten hinderten sie dann an der Rückkehr.
“Einige der Migranten sind losgerannt und haben versucht, an den Reitern vorbeizukommen”, sagte der Fotograf. Dabei seien seine Aufnahmen entstanden. Die Lage habe sich dann wieder beruhigt.
Internetnutzer fühlten sich durch die Bilder an Zeiten erinnert, in denen berittene Polizisten oder Gefängniswärter in den USA mit Peitschen gegen Schwarze vorgingen. Bennie Thompson, ein ranghoher afroamerikanischer Abgeordneter in Bidens Demokratischer Partei, nannte die Bilder der berittenen Grenzbeamten “entsetzlich und verstörend”. “Diese Misshandlung läuft unseren amerikanischen Werten zuwider und kann nicht toleriert werden.”
Derzeit versuchen tausende Haitianer die Grenze zwischen Mexiko und den USA zu überqueren. Unter einer Brücke im texanischen Grenzort Del Rio harrten zwischenzeitlich mehr als 15.000 Menschen aus.
Viele von ihnen glauben offenbar fälschlicherweise, sie könnten in den USA geduldet werden. Die Haitianer würden “falsche Informationen” erhalten, “dass die Grenze offen oder ein temporärer Schutzstatus möglich ist”, sagte Heimatschutzminister Mayorkas. Dies sei nicht der Fall “und Menschen sollten nicht die gefährliche Reise auf sich nehmen”. Denn: “Wer illegal in die USA kommt, wird abgeschoben.”
Die USA setzen derzeit auf eine Ausweitung der Abschiebeflüge nach Haiti. Außenminister Antony Blinken sprach am Montag mit Haitis Regierungschef Ariel Henry “über die Zusammenarbeit bei der Rückführung haitianischer Migranten”, wie das Außenministerium erklärte. Beide Politiker teilten die “Sorge um die Sicherheit der Bürger von Haiti”.
Am Wochenende waren bereits US-Abschiebeflüge mit Menschen von der mexikanischen Grenze in Haiti gelandet. Eine abgeschobene Frau machte US-Präsident Biden persönlich schwere Vorwürfe. “Er behandelt uns und unsere Kinder schlechter als Vieh”, sagte sie mit Tränen in den Augen.
Im Abschiebelager in den USA, wo er fünf Tage verbracht habe, habe es keine Betten gegeben, klagt Garry Momplaisir, ein weiterer nach Port-au-Prince gebrachter Haitianer. “Wir haben auf dem Betonboden geschlafen.” Es habe auch keine Möglichkeit gegeben, sich zu waschen.
Quelle: AFP