Durch den Ausbruch des Vulkans Cumbre Vieja auf La Palma sind bereits rund hundert Häuser auf der spanischen Kanareninsel zerstört worden. Allein im Dorf El Paso wurden mindestens 20 Häuser durch die Lava zerstört, wie der Bürgermeister am Montag sagte. Tausende Menschen waren bereits am Sonntag aus dem Gefahrengebiet in Sicherheit gebracht worden. Die Lavaströme wälzen sich nun von der Vulkankette in südwestlicher Richtung zum Meer.
Der Vulkan Cumbre Vieja im Süden der Insel war am Sonntagnachmittag zum ersten Mal seit 50 Jahren ausgebrochen. Er spuckte Lava-Fontänen, Asche und eine riesige Rauchsäule aus. Die Behörden riefen die Inselbewohner zu “äußerster Vorsicht” auf, rund 5000 Menschen mussten ihre Häuser vorsorglich verlassen. Auch mehrere Straßen wurden gesperrt.
“Im Augenblick haben wir 5000 Evakuierte und rund 100 zerstörte Häuser”, sagte die Kommunalpolitikerin Lorena Hernández, die im Stadtrat von Los Llanos de Aridane für öffentliche Sicherheit zuständig ist, am Montag der Nachrichtenagentur AFP. Auch eine kleine Schule wurde zerstört, wie die Schuldirektorin Angeles Nieves dem Radiosender Cadena Ser sagt.
“Die Lava hat alles auf ihrem Weg vernichtet”, sagte der Bürgermeister von El Paso, Sergio Rodríguez, im Sender TVE. Auch La Palmas Regierungschef Mariano Hernández Zapata beschrieb die Lage im spanischen Fernsehen als “desolat”. Der Lavastrom sei “im Schnitt rund sechs Meter hoch”.
Die fast 1000 Grad heißen Lavaströme bewegten sich laut dem Vulkanologischen Institut der Kanaren mit einer Geschwindigkeit von etwa 700 Metern pro Stunde. Den Vorhersagen zufolge wird die zähflüssige Lava in südwestlicher Richtung zunächst in unbewohnte Waldgebiete und dann an die Küste fließen. Der Vulkanausbruch könne noch “mehrere Wochen oder sogar ein paar Monate” andauern, erklärte der wissenschaftliche Koordinator des Vulkanologischen Instituts, Nemesio Pérez.
Viele Anwohner fürchten um ihr Hab und Gut. “Im Moment schauen wir Nachrichten und die Lava ist nur 700 Meter von unserem Haus entfernt”, sagte etwa Angie Chaux, die mit ihrem Mann und ihrem dreijährigen Sohn geflohen war. “Die Polizei gab uns drei Minuten, um unsere Sachen zu holen”, beschrieb die 27-Jährige die Evakuierung.
Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez verschob wegen des Vulkanausbruchs seine Reise zur UN-Generaldebatte in New York und reiste am Sonntagabend nach La Palma. “Alle Einsatzkräfte stehen bereit, um koordiniert zu reagieren”, schrieb er im Onlinedienst Twitter.
Der Regionalpräsident der Kanaren, Ángel Víctor Torres, nannte es ein “Glück”, dass sich der Ausbruch des Vulkans in einem dünn besiedelten Gebiet ereignet habe. Auf ganz La Palma leben knapp 85.000 Menschen.
Vor dem Ausbruch des Cumbre Vieja hatte es in der Region zahlreiche Erdbeben, einen sogenannten Erdbebenschwarm, gegeben. Seit gut einer Woche wurden tausende Erschütterungen von einer Stärke von bis zu 4,0 registriert. Der Boden in der Umgebung des Vulkans hob sich um rund zehn Zentimeter an. Für den Vulkan wurde deshalb die höchste Alarmstufe ausgerufen.
Die Kanaren, zu denen auch die beliebten Ferieninseln Gran Canaria, Teneriffa und Lanzarote gehören, sind vulkanischen Ursprungs. Der letzte Ausbruch des Cumbre Vieja hatte sich 1971 ereignet. Im 20. Jahrhundert war er bislang nur zwei Mal ausgebrochen: 1971 und zuvor 1949. Zuletzt hatte es in der Region 2011 einen Vulkanausbruch am Meeresboden vor der Insel El Hierro gegeben.
Quelle: AFP