Erstmals seit 50 Jahren ist auf der Kanareninsel La Palma der Vulkan Cumbre Vieja ausgebrochen. Der Vulkan spuckte am Sonntag Lava-Fontänen und Asche aus, über ihm war eine riesige Rauchsäule zu sehen. Die örtlichen Behörden riefen die Bevölkerung zu “extremer Vorsicht” auf. Rund 5000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen. Für die Betroffenen wurden Notunterkünfte geöffnet.
Der Ausbruch habe in dem Gebiet Cabeza de Vaca in El Paso begonnen, teilten die örtlichen Behörden im Onlinedienst Twitter mit. “Die Bevölkerung wird aufgerufen, extreme Vorsicht walten zu lassen und der Eruptionszone fernzubleiben”, erklärte die Regionalregierung. Jedes “unnötige Risiko” solle vermieden werden.
Der Regionalpräsident der Kanaren, Angel Victor Torres, erklärte, es sei ein “Glück”, dass sich der Ausbruch des im Inselinneren gelegenen Vulkans in einem dünn besiedelten Gebiet ereignet habe. Auf ganz La Palma leben gut 80.000 Menschen. “Alles deutet darauf hin, dass es keine neuen Eruptionspunkte geben wird”, fügte Torres hinzu.
Die Lava erreichte mehrere Häuser und machte eine Reihe von Straßen unpassierbar. Die fast 1000 Grad heißen Lavaströme bewegten sich laut dem Vulkanologischen Institut der Kanaren mit einer Geschwindigkeit von etwa 700 Metern pro Stunde.
Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez kündigte an, wegen des Ausbruchs seine Reise zur UN-Generaldebatte in New York zu verschieben. Am Abend traf er auf La Palma ein, um sich ein Bild von der Lage zu machen. “Alle Einsatzkräfte stehen bereit, um koordiniert zu reagieren”, schrieb er auf Twitter. Das Innenministerium gab an, mehr als 200 Einsatzkräfte würden per Hubschrauber nach La Palma gebracht.
Der Ausbruch des Cumbre Vieja war nach zahlreichen Erdbeben, einem sogenannten Erdbebenschwarm, in der Region bereits befürchtet worden. Am vergangenen Mittwoch war für den Vulkan deshalb bereits die höchste Alarmstufe ausgerufen worden.
Seit gut einer Woche wurden in der Region tausende Erdbeben von einer Stärke von bis zu 4,0 registriert. Der Boden in der Umgebung des Vulkans hob sich um rund zehn Zentimeter an. Die heftigen Erschütterungen hingen mit der Verschiebung von nahezu elf Millionen Kubikmetern Magma im Innern des Vulkans zusammen, hatte das Vulkanologische Institut der Kanaren dazu am Mittwoch mitgeteilt.
Die Kanaren, zu denen auch die beliebten Ferieninseln Gran Canaria, Teneriffa und Lanzarote gehören, sind vulkanischen Ursprungs. Der letzte Ausbruch des Cumbre Vieja hatte sich 1971 ereignet. Überhaupt war er im 20. Jahrhundert nur zweimal ausgebrochen: 1971 und zuvor 1949. Ansonsten galt er als schlafender Vulkan. Zuletzt gab es in der Region 2011 einen Vulkanausbruch am Meeresboden vor der Insel El Hierro.
Quelle: AFP