Durch arbeitsbedingte Krankheiten und Verletzungen sterben nach Einschätzung der Vereinten Nationen jährlich fast zwei Millionen Menschen. Einer der Hauptgründe dafür sind überlange Arbeitstage, besonders betroffen sind Beschäftigte in Südostasien sowie über 54-Jährige, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sowie die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) am Freitag mitteilten. Die gemeinsame Untersuchung bezieht sich auf die Jahre 2000 bis 2016.
Der Zeitraum schließt die Corona-Pandemie also noch nicht mit ein. Die UN-Experten gehen aber davon aus, dass sich die Lage dadurch noch verschlechtert haben könnte – etwa durch eine Entgrenzung von Arbeit und Privatleben und damit verbundene lange Arbeitszeiten.
Im Jahr 2016 lag die Zahl der bestätigten Todesfälle im Zusammenhang mit dem Job laut UNO bei 1,9 Millionen, im Jahr 2000 waren es demnach noch 1,7 Millionen. Der gemeinsame Bericht wies jedoch darauf hin, dass die wahre Zahl deutlich höher liegen könnte. Insgesamt sank die globale Quote von 39,9 Todesfällen pro 100.000 Beschäftigten im Erwerbsalter auf 34,3 Todesfälle – dies erklärt sich aus der zugleich gewachsenen Weltbevölkerung.
Der höchste Risikofaktor waren demnach Überstunden – also Arbeitswochen von 55 Stunden und mehr. Allein damit wurden 750.000 Todesfälle in Verbindung gebracht. Insgesamt machten WHO und ILO 19 Faktoren aus, darunter der Kontakt mit Krebserregern wie Asbest, ergonomische Probleme wie überlanges Sitzen sowie schweres Heben. Auch Kontakt mit Gasen, Rauch und anderer verschmutzter Luft war demnach ein Risikofaktor für die Gesundheit am Arbeitsplatz.
“Es ist schockierend zu sehen, dass so viele Menschen buchstäblich von ihren Jobs getötet werden”, erklärte WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus. Er bezeichnete den UN-Bericht als “Weckruf” für Länder und Unternehmen, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz zu verbessern und zu schützen. Die fast zwei Millionen arbeitsbedingten Todesfälle seien vermeidbar, erklärten die UN-Organisationen.
Den Großteil der Gründe für die Todesfälle, nämlich 82 Prozent, machten Krankheiten aus, die sich im Laufe des Arbeitslebens herausbilden, wie chronische Lungenerkrankungen, Schlaganfälle und Herzerkrankungen. Verletzungen und Unfälle am Arbeitsplatz machten 18 Prozent aus. Während die Zahl dieser Todesfälle im Untersuchungszeitraum zurückging, stieg die Zahl derer, die durch überlange Arbeitszeiten hervorgerufen wurden, an.
Quelle: AFP