Algeriens früherer Staatschef Abdelaziz Bouteflika ist nach Angaben des Präsidialamtes am Freitag im Alter von 84 Jahren gestorben. “Tod von Ex-Präsident Abdelaziz Bouteflika”, hieß es im Laufband des algerischen Fernsehens, das eine Erklärung des Präsidialamtes zitierte. Bouteflika stand 20 Jahre an der Spitze Algeriens. Im April 2019 hatte er unter dem Druck von wochenlangen Massenprotesten und des Militärs schließlich seinen Rücktritt erklären müssen.
Seither hatte er sich in seine Residenz in Zeralda westlich von Algier aufgehalten. Bouteflika war seit Jahren gesundheitlich schwer angeschlagen. Bereits 2013 hatte er sich nach einem Schlaganfall weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen.
1999 wurde Bouteflika erstmals zum Staatschef gewählt. Vielen Algeriern galt er als der Mann, dem sie das Ende der “nationalen Tragödie” verdankten. Damit sind die Jahre des gewaltsamen Konflikts zwischen Sicherheitskräften und bewaffneten islamistischen Gruppen gemeint. In dem Konflikt wurden nach Schätzungen zwischen 1992 und 2002 etwa 200.000 Menschen getötet. Unter Bouteflikas Herrschaft wurden Amnestiegesetze für aufständische Islamisten beschlossen, die der Gewalt abschworen.
Als der Arabische Frühling 2011 die Region erschütterte, bewies der von seinen Gegnern als Marionette des Militärs geschmähte Präsident taktisches Geschick. Während seine Kollegen in den Nachbarstaaten auf Unterdrückung setzten, kündigte er Reformen an.
Zwar wurden diese von der Opposition als unzureichend kritisiert, doch weitere Proteste blieben zunächst aus. Menschenrechtsorganisationen kritisieren bis heute eine Repression von Opposition und Medien in Algerien.
Die Parlamentswahl im Mai 2012 gewann Bouteflikas Partei Nationale Befreiungsfront (FLN) mit deutlichem Vorsprung. Er selbst blieb fest im Sattel und regierte weiter mit harter Hand.
Auch aus seiner vierten Präsidentschaftswahl 2014 ging Bouteflika als klarer Sieger hervor. Dabei hatte es bis in den Sicherheitsapparat hinein Widerstand gegen seine Kandidatur gegeben.
Angesichts seiner angeschlagenen Gesundheit gingen viele Beobachter davon aus, dass er im Machtapparat des Staates nicht mehr die Fäden in der Hand hielt. Dennoch wollte er für eine fünfte Amtszeit kandidieren. Mit diesem Schritt brachte er große Teile der Bevölkerung gegen sich auf, hunderttausende Menschen gingen gegen ihn auf die Straße, bis Bouteflika im April 2019 seinen Rücktritt erklärte.
Quelle: AFP