Gut eine Woche vor der Bundestagswahl wartet die Union weiter auf die von ihr erhoffte Trendwende. Im ZDF-“Politbarometer” verharrte die CDU/CSU wie in den beiden Wochen zuvor bei 22 Prozent. In Führung blieb die SPD mit unverändert 25 Prozent, wie die am Freitag veröffentlichte Erhebung ergab. Die Grünen verloren einen Punkt auf 16 Prozent – auch sie haben laut Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock das Wahlziel Kanzleramt aber noch nicht aufgegeben.
CSU-Chef Markus Söder sagte ungeachtet des Rückstands in den Umfragen, er glaube, dass die Trendwende für die Union jetzt eingeleitet sei. Das Ziel heiße, Nummer eins zu werden und “die SPD abzufangen”, sagte Söder im “Interview der Woche” des Deutschlandfunks, das am Sonntag ausgestrahlt wird. Auf die Frage nach dem einstigen Unionsziel von 30 Prozent sagte er allerdings: “Man muss jetzt realistisch sein und kleinere Brötchen backen.”
Grünen-Chefin Baerbock sagte im “Interview der Woche” des SWR: “Die Umfragewerte sind alle knapp. Und ja, wir brauchen noch ein paar mehr Stimmen als Grüne”. Es sei schon bei anderen Wahlen so gewesen, dass es am Ende dann anders komme. Mit Koalitionsaussagen hielt sie sich zurück: “Ich kämpfe für eine grün-geführte Bundesregierung – am besten mit der SPD, weil wir im Sozialen viele Schnittmengen haben.”
Mit Blick auf eine mögliche Zusammenarbeit mit der Linken betont Baerbock, die Frage einer verantwortungsvollen Europapolitik und einer menschenrechts-geleiteten Außenpolitik sei für sie eine der tragenden Säulen für eine nächste Bundesregierung.
Bei den Werten für die anderen Parteien bewegte sich laut “Politbarometer” nichts. FDP und AfD blieben bei elf Prozent, die Linkspartei bei sechs Prozent. Die übrigen Parteien kamen auf insgesamt neun Prozent, dies war ein Prozentpunkt mehr als vor einer Woche.
Damit hätte von den Zweier-Bündnissen lediglich eine Koalition aus SPD und Union eine knappe Mehrheit. Reichen würde es auch für eine Ampel aus SPD, Grünen und FDP, für eine Regierung aus CDU/CSU, Grünen und FDP sowie für Rot-Grün-Rot. Allerdings sind den Angaben zufolge 38 Prozent der Wählerinnen und Wähler noch nicht sicher, wen oder ob sie wählen wollen.
Sowohl bei der Frage nach der Eignung als Kanzler oder Kanzlerin als auch nach der Präferenz für einen der drei Kandidaten liegt SPD-Bewerber Olaf Scholz weiterhin mit klarem Abstand vor seinen Mitbewerbern. 67 Prozent trauen ihm laut “Politbarometer” das Amt zu. Unions-Kandidat Armin Laschet halten dagegen nur 29 Prozent für kanzlerfähig. Grünen-Kandidatin Baerbock steht hier bei 26 Prozent.
Am liebsten als Kanzler oder Kanzlerin hätten 48 Prozent unverändert Scholz. Laschet wünschen sich 22 Prozent (plus eins) und Baerbock 15 Prozent (minus eins). Die Forschungsgruppe Wahlen befragte für das “Politbarometer” diese Woche telefonisch 1406 zufällig ausgewählte Wahlberechtigte. Der Fehlerbereich liegt zwischen zwei und drei Prozentpunkten.
Quelle: AFP