Der überschuldete chinesische Immobilienriese Evergrande hat eingeräumt, unter “enormem Druck” zu stehen. In einer Mitteilung an die Börse in Hongkong erklärte der Konzern am Dienstag, er habe Finanzberater eingestellt, die “alle machbaren Lösungen” prüfen sollten, um den Schuldenberg abzutragen. Es gebe aber keine Garantie, dass Evergrande all seinen finanziellen Verpflichtungen werde nachkommen können, warnte der Konzern.
Evergrande hat in Jahren aggressiver Expansion Schulden in Höhe von umgerechnet mehr als 260 Milliarden Euro angehäuft. Der Konzern beschäftigt nach eigenen Angaben 200.000 Menschen im Land. Immer mehr Kunden fürchten, dass die im Voraus bezahlten Wohnungen niemals gebaut werden. Lieferanten und Subunternehmen haben sich bereits wegen Zahlungsausfällen beschwert. Der Konzern ist an der Börse von Hongkong notiert.
Am Montag hatten vor dem Firmensitz in Shenzhen im Süden des Landes Anleger protestiert. Auch am Dienstag versammelten sich dort dutzende Menschen, wie AFP-Reporter berichteten. Unter den Protestierenden waren demnach auch Geschäftspartner, denen Evergrande Geld schuldet. Die Polizei blockierte den Zugang zu dem Gebäude.
Evergrande hatte am Montag die Befürchtung zurückgewiesen, das Unternehmen könne pleite gehen. Ein Bankrott hätte enorme Auswirkungen – nicht nur auf die chinesische Volkswirtschaft, sondern auch auf die politisch erwünschte soziale Stabilität.
Evergrande machte am Dienstag die negative Berichterstattung verantwortlich für die Schieflage. Die Berichte hätten potenzielle Käufer abgeschreckt. Gerade der September sei der Monat, wo Immobilienverkäufer die besten Geschäfte machten.
Evergrande ist nicht nur in der Immobilienbranche tätig – 2019 gründete der Konzern den Elektroautohersteller Evergrande Auto, der bis heute allerdings kein einziges Fahrzeug verkauft hat. Auch in die Sektoren Tourismus, Internet, Digitalwirtschaft, Versicherungen und Freizeitparks investierte das Unternehmen. Zudem gehört ihm der Fußballclub Guangzhou FC in Kanton.
Quelle: AFP