In der Corona-Pandemie gibt es bei Beschäftigten weniger Krankmeldungen – allerdings fehlen sie krankheitsbedingt länger. Das ist ein Ergebnis des Fehlzeiten-Reports des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO), der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde.
Die Studie vergleicht die Pandemie-Monate von März 2020 bis Juli 2021 mit dem Vorkrisen-Zeitraum. Die größte Differenz zeigt sich demnach bei den Atemwegserkrankungen, die im Pandemie-Zeitraum mit 30,6 Arbeitsunfähigkeitsfällen je hundert AOK-Mitgliedern im Durchschnitt 182 Fälle weniger verursachten als im Vergleichszeitraum.
Beschäftigte fehlten aber prinzipiell länger am Arbeitsplatz als vor der Krise. So waren Erwerbstätige wegen einer psychischen Erkrankung in der Pandemie im Durchschnitt vier Tage länger krank gemeldet als vor der Pandemie. Bei Herz-Kreislauferkrankungen lag die Differenz bei 2,5 Tagen je Fall, bei Atemwegserkrankungen und Muskel-Skelett-Erkrankungen fiel die Differenz mit 1,8 beziehungsweise 1,6 Tagen je Fall geringer aus.
Die Autoren gehen davon aus, dass viele Beschäftigte aus Angst vor Ansteckung auf einen Arztbesuch verzichteten und daher die Fallzahlen niedriger lagen. Die höhere Dauer der Krankschreibungen werten sie indes als Hinweis, dass die Erkrankten in der Pandemie-Situation stärker belastet waren.
Generell trotzten Beschäftigte der Pandemie besser, wenn auch ihr Unternehmen die Krise gut bewältigte. Wer sein Unternehmen als besonders anpassungsfähig, Führungskräfte als Unterstützung und den Zusammenhalt im Betrieb als gut erlebte, berichtete seltener von gesundheitlichen Beschwerden – im Schnitt hatten diese Beschäftigten 7,7 krankheitsbedingte Fehltage in den vergangenen zwölf Monaten.
Erwerbstätige, die ihr Unternehmen in der Pandemie besonders schlecht bewerteten, wiesen dagegen 11,9 krankheitsbedingte Fehltage auf. Das AOK-Institut befragte von Februar bis Anfang März 2021 rund 2500 Erwerbstätige zwischen 20 und 65 Jahren.
Der Anteil der Erwerbstätigen, die über psychosomatische Beschwerden klagen oder sich durch negative Emotionen beeinträchtigt fühlen, ist laut der Befragung während der Coronavirus-Pandemie insgesamt gestiegen. Berichteten Anfang 2020 etwa 69 Prozent über emotionale Probleme wie Lustlosigkeit, Nervosität oder Niedergeschlagenheit, waren es in diesem Frühjahr schon 88 Prozent.
Auch der Anteil der Beschäftigten mit mindestens einer psychosomatischen Störung stieg während der Pandemie von 80 auf 84 Prozent. Besonders deutlich war der Anstieg bei Konzentrationsproblemen (plus zehn Prozent) und Schlafstörungen (plus sieben Prozent).
Quelle: AFP