In den USA und weltweit gedenken die Menschen am Samstag der Terroranschläge in New York und Washington vor 20 Jahren. US-Präsident Joe Biden rief sein Land in einer Videobotschaft zur Einheit auf und versuchte, mit der Erinnerung an die verheerenden Anschläge mit fast 3000 Toten das tief zerstrittene Land zu einen. Überschattet wird der 20. Jahrestag durch die Rückkehr der Taliban in Afghanistan an die Macht, die Islamisten hatten den Attentätern des Terrornetzwerks Al-Kaida damals Unterschlupf gewährt.
Die USA begehen den Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 mit einer Reihe von Gedenkveranstaltungen. In New York werden am Ground Zero, dem früheren Standort des World Trade Centers, bei einer feierlichen vierstündigen Zeremonie die Namen der fast 3000 Anschlagsopfer verlesen. In der Millionenstadt, in der die Al-Kaida-Attentäter zwei entführte Flugzeuge in die Zwillingstürme gesteuert hatten, gab es die mit Abstand meisten Todesopfer – 2753.
Zwei Jahrzehnte nach den verheerenden Anschlägen auf das politische, wirtschaftliche und kulturelle Herz der Vereinigten Staaten sind die USA allerdings politisch zerstritten wie selten zuvor. “Das ist für mich die zentrale Lektion von 9/11. Wenn wir am verletzlichsten sind (…), ist Einheit unsere größte Stärke”, sagte Biden in seiner rund sechsminütigen Videobotschaft. “Es ist wichtig, dass wir uns gegenseitig respektieren und aneinander glauben”, appellierte der demokratische Präsident an die US-Bürger.
Biden und seine Frau Jill werden im Verlauf des Tages alle Anschlagsorte von 9/11 besuchen. Nach New York sucht das Präsidentenpaar in Shanksville im Bundesstaat Pennsylvania den Absturzort einer der von den Islamisten entführten Maschinen auf, die auf dem Boden zerschellte, nachdem die Passagiere sich gegen die Angreifer aufgelehnt hatten. 40 Passagiere und Besatzungsmitglieder sowie die vier Entführer starben.
Bidens letzte Station wird das US-Verteidigungsministerium vor den Toren der Hauptstadt Washington sein, in das die Islamisten die vierte entführte Maschine gesteuert hatten. Hier gab es 184 Todesopfer.
Zum Gedenken an die drei Anschlagsorte und den Absturz der vierten Maschine sowie den Einsturz der beiden Türme des World Trade Centers werden sechs Schweigeminuten abgehalten.
Die schlimmsten Anschläge der US-Geschichte hatten die Weltmacht USA und die internationale Gemeinschaft zutiefst erschüttert. Der damalige republikanische Präsident George W. Bush rief in der Folge den “Krieg gegen den Terrorismus” aus.
Der 20. Jahrestag fällt in eine sehr schwierige Zeit. Die USA haben gerade mit einem chaotischen Truppenabzug ihren Militäreinsatz in Afghanistan beendet, den sie nach den Anschlägen von 2001 begonnen hatten. Präsident Biden wollte das Ende des längsten Krieges der US-Geschichte zum Jahrestag von 9/11 als Erfolg präsentieren. Doch die rasante Machtübernahme der radikalislamischen Taliban, die Al-Kaida einst Unterschlupf gewährt hatten, wurde für die Weltmacht zu einer Demütigung, die mit dem Tod von 13 US-Soldaten bei einem Anschlag in Kabul noch verheerender wurde.
Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) erklärte auf Twitter, der 11. September 2001 habe “sich in unser Gedächtnis eingebrannt und weltweit tiefe Spuren hinterlassen”. Nach Angaben seines Ministeriums konnten die deutschen Sicherheitsbehörden seit dem Jahr 2000 23 Terroranschläge in Deutschland verhindern.
Regierungssprecher Steffen Seibert erinnerte an die fast 3000 Toten. “Wir gedenken der Opfer”, erklärte er auf Twitter. “Der Angriff traf unsere amerikanischen Freunde, aber er galt allen freien Gesellschaften weltweit”, erklärte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident und Unions-Kanzlerkandidat Armin Laschet (CDU) auf Twitter. “Auch 20 Jahre nach 9/11 blicken wir fassungslos auf die menschenverachtenden Terroranschläge in den USA.”
Auch führende Vertreter der Europäischen Union erinnerten an die Anschlagsopfer und bekundeten ihre Solidarität mit den Vereinigten Staaten. “Die EU steht hinter den USA bei der Verteidigung von Freiheit und Mitgefühl gegen den Hass”, erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf Twitter.
EU-Ratspräsident Charles Michel ergänzte, dies gelte auch für den “fortgesetzten Kampf gegen den Terrorismus und den Extremismus in all seinen Formen”. Europaparlaments-Präsident David Sassoli erklärte, die Anschläge seien “eine offene Wunde in unseren Herzen”.
Quelle: AFP