Nach den verheerenden Überschwemmungen durch den Sturm “Ida” will sich US-Präsident Joe Biden in den kommenden Tagen ein Bild von den Schäden machen. Biden werde am Dienstag nach Manville im Bundesstaat New Jersey sowie in den New Yorker Stadtteil Queens reisen, kündigte das Weiße Haus an. In New York wird angesichts von elf Toten allein in überfluteten Kellerwohnungen derweil über die desaströse Wohnsituation für ärmere Menschen wegen der hohen Mieten in der Stadt diskutiert.
Bei den Überschwemmungen waren in der Millionenmetropole und ihrer Umgebung 47 Menschen ums Leben gekommen. Am Freitag (Ortszeit) hatte der Präsident bereits den Bundesstaat Louisiana besucht, wo “Ida” zuerst auf Land getroffen war und schwere Schäden verursacht hatte. Biden rief dabei zum gemeinsamen Kampf gegen den Klimawandel auf, der zu einer Zunahme schwerer Naturkatastrophen führt.
Nach den jüngsten Stürmen und Überflutungen forderte der US-Präsident ein Umdenken bei Investitionen in die Infrastruktur. “Die Dinge haben sich in Sachen Umwelt so drastisch verändert”, sagte Biden in Louisiana. “Man kann eine Straße, einen Highway oder eine Brücke nicht einfach wieder so aufbauen, wie es vorher war.”
Ein billionenschweres Infrastruktur-Paket zählt zu den wichtigsten Projekten des US-Präsidenten. Mit Blick auf notwendige Anpassungen an den Klimawandel warb er nun erneut für grünes Licht des Kongresses für das Paket.
Biden wies darauf hin, dass sich die hohen Investitionen in Schutzdämme rund um New Orleans nach dem Hurrikan “Katrina” 2005 bei neuen Stürmen wie “Ida” bezahlt machten. “Katrina” hatte eine deutlich verheerendere Wirkung als “Ida”: Damals starben durch den Sturm und seine Folgen mehr als 1800 Menschen.
In der Millionenmetropole New York warf die Tatsache, dass elf der insgesamt 13 Todesopfer in Kellerwohnungen starben, Fragen über die Wohnsituation ärmerer Menschen auf. Die Betroffenen konnten sich nicht rechtzeitig vor dem Hochwasser retten und ertranken in ihren Wohnungen. Da die Mieten in der Stadt zu den teuersten weltweit zählen, geben sich Menschen aus einkommensschwächeren Schichten häufig mit fensterlosen und beengten Kellerräumen zufrieden.
“Das sind Menschen und Familien aus der Arbeiterklasse, Einwanderer und Menschen mit niedrigem Einkommen”, schrieb die demokratische Abgeordnete Alexandria Ocasio-Cortez bei Twitter und prangerte den Wohnungsmangel in der Stadt an. In vielen Fällen handle es sich um illegale Behelfswohnungen, die nicht den nötigen Sicherheitsmaßnahmen entsprächen.
Die Ausläufer des Hurrikans “Ida” hatten die Region rund um New York in der Nacht zum Donnerstag (Ortszeit) schwer getroffen. Der Nationale Wetterdienst rief erstmals in der Geschichte der Millionenstadt eine “Sturzflut-Notlage” aus. Die Rettungskräfte waren die ganze Nacht im Einsatz und mussten hunderte Menschen bergen.
Viele Straßen verwandelten sich innerhalb kürzester Zeit in reißende Flüsse, U-Bahn-Stationen wurden geflutet, die New Yorker Flughäfen strichen hunderte Flugverbindungen. Im Central Park fiel innerhalb einer Stunde die Rekordmenge von 80 Millimeter Regen.
Wissenschaftlern zufolge nehmen die Häufigkeit und die Intensität der Wirbelstürme als Folge der Erderwärmung zu. Mit Blick auf die Folgen von Hurrikan “Ida” im Südstaat Louisiana und dessen Ausläufern an der US-Ostküste sprach Biden von “einer weiteren Erinnerung” daran, dass der Klimawandel bittere Realität sei.
Quelle: AFP