Fahrerinnen und Fahrer von Elektroautos sollen überall in Deutschland den nächsten Schnellladestandort in wenigen Minuten erreichen können. Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) gab am Montag den Startschuss für die Ausschreibung für 1000 solcher Stationen mit jeweils mehreren Ladepunkten: das sogenannte Deutschlandnetz. Die Bundesregierung nehme dafür rund zwei Milliarden Euro in die Hand, erklärte er.
“Die nächste Schnellladesäule muss in zehn Minuten erreichbar sein! Das haben wir uns vorgenommen”, erklärte Scheuer. “Und das werden wir auch liefern.” Laden müsse immer und überall möglich sein. Nur so gelinge es, die Menschen von einer klimafreundlichen Mobilität zu begeistern.
Ein wichtiger Faktor für den Umstieg vom Verbrenner auf ein Elektroauto sei auch der Preis an der Ladesäule, erklärte Scheuer. “Deshalb haben wir bei unserer Ausschreibung eine Preisobergrenze von aktuell 44 Cent pro Kilowattstunde vorgesehen.” Damit liege der Preis unterhalb des Dieselpreises.
Die Ausschreibung sei ein “Paradigmenwechsel bei der staatlichen Unterstützung des Ausbaus von Ladeinfrastruktur in Deutschland”, erklärte das Verkehrsministerium. Zusätzlich zu den Förderprogrammen des BMVI für öffentliche und nicht-öffentliche Ladeinfrastruktur existiere damit ein Ansatz, in dem für die Gewinner des Ausschreibungsverfahrens Aufbau und Gewährleistung des Betriebs der Ladepunkte vertraglich verpflichtend seien. Die Bewertungskriterien umfassen demnach Kosten, Konzept und Kundenfreundlichkeit.
In 900 sogenannten “Suchräumen” soll demnach je ein Schnellladestandort mit mindestens vier und bis zu 16 Schnellladepunkten entstehen. Die Bieter müssen laut Verkehrsministerium geeignete Standorte finden. Angesprochen seien kleine und mittelständische Unternehmen.
Im ARD-“Morgenmagazin” sagte Scheuer, das Elektroauto werde alltagstauglich – “jetzt müssen wir mit der Infrastruktur nachziehen”. Die Ladeinfrastruktur gilt als ein Schlüssel bei der Entwicklung der Elektromobilität.
Scheuer verwies im “Morgenmagazin” auf zwei weitere neue Förderprogramme – eines für Privatleute, die seit November 900 Euro Zuschuss für eine Stromtankstelle erhalten können. Hier sind laut Verkehrsministerium bis Juli rund 620.000 Ladepunkte beantragt worden. Das andere Programm fördert noch bis Ende des Jahres mit 300 Millionen Euro die “Ladeinfrastruktur vor Ort”, etwa an Supermärkten, Restaurants oder Sportplätzen.
In Deutschland gibt es laut Verband der Automobilindustrie (VDA) aktuell rund 47.000 öffentliche Ladepunkte. VDA-Chefin Hildegard Müller hatte erst Anfang August kritisiert, dass die Ladeinfrastruktur in Deutschland zu langsam ausgebaut werde. Von dem Ziel von einer Million Ladepunkten bis 2030 sei das Land noch weit entfernt. Um das zu erreichen, müssten laut Müller 2000 Ladesäulen pro Woche errichtet werden. Derzeit seien es weniger als 300 pro Woche.
Quelle: AFP