Historischer Rückgang bei neuen Ausbildungsverträgen im Corona-Jahr 2020

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Die Corona-Krise hat sich deutlich auf dem Ausbildungsmarkt bemerkbar gemacht. Wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch mitteilte, sank die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in der dualen Berufsausbildung im Jahr 2020 auf einen historischen Tiefstand. Der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, warb für die noch zur Verfügung stehenden Ausbildungsplätze, die FDP-Bundestagsfraktion bezeichnete den Einbruch der Ausbildungszahlen als “dramatisch”.

Laut Statistischem Bundesamt begannen im Jahr 2020 insgesamt 465.700 Menschen eine Ausbildung, das sind 9,3 Prozent weniger als im Jahr 2019. Besonders betroffen waren Berufe, die auch stark von der Pandemie betroffen waren.

“Die Zahl der Neuverträge befindet sich auf einem historischen Tiefstand”, erklärte Rotraud Kellers aus dem für die Berufsbildungsstatistik zuständigen Referat im Statistischen Bundesamt. “Noch nie seit Beginn der Statistik vor über 40 Jahren hat es in einem Jahr weniger als 500.000 neue Azubis gegeben”. Es handelt sich laut Statistischem Bundesamt um den größten prozentualen Rückgang bei Ausbildungsverträgen seit Beginn der Datenerhebung im Jahr 1977.

Besonders deutlich gingen die Neuabschlüsse demnach im Gast- und Verkehrsgewerbe zurück. Die größten Rückgänge gab es bei den Berufen Tourismuskaufmann/-frau (minus 61,1 Prozent), bei Hotelfachmännern beziehungsweise -frauen (minus 31 Prozent ) und bei Köchinnen und Köchen (minus 19,8 Prozent). Einen geringeren Rückgang gab es bei handwerklichen Berufen mit insgesamt minus 6,5 Prozent.

Insgesamt war der Rückgang bei neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen im Jahr 2020 bei Frauen (minus zehn Prozent) etwas stärker als bei Männern (minus neun Prozent). Auch der Rückgang bei Menschen mit ausländischer Staatsangehörigkeit fiel mit minus 12,6 Prozent überdurchschnittlich aus.

BA-Chef Scheele warb im Bayerischen Rundfunk für die noch unbesetzten Ausbildungsstellen. Es stünden derzeit “für jeden Jugendlichen nahezu zwei Ausbildungsplätze zur Verfügung, die noch offen sind”, sagte er. Hauptsächlich aufgrund ausgefallener Praktika und den eingeschränkten Kontaktmöglichkeiten zwischen Arbeitgebern und Bewerbern während der Corona-Pandemie sei es zu dem Rückgang der Bewerber auf dem Ausbildungsmarkt gekommen.

Arbeitgebern riet der BA-Chef, die Auswahlmöglichkeiten der Bewerber zu bedenken. “Es kommt schon drauf an, bei der Auswahlmöglichkeit, die Jugendliche haben, dass man sich im Wettbewerb mit anderen Arbeitgebern ein bisschen hervortut, was die Perspektive nach der Ausbildung angeht”, sagte Scheele in der Sendung “Radiowelt am Mittag”.

Der Sprecher für berufliche Bildung der FDP-Bundestagsfraktion, Jens Brandenburg, bezeichnete den Einbruch der Ausbildungszahlen als dramatisch. “Fehlende Azubis von heute sind der Fachkräftemangel von morgen”, warnte er. Er sprach sich für Azubi-Botschafter in Schulklassen und mehr Mobilitätshilfen für Auszubildende aus. “Der flächendeckende Ausfall der Berufsorientierung im Lockdown darf sich nie wiederholen”, forderte Brandenburg.

Quelle: AFP

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