Organisationen und Politiker sehen alarmierende Bericht des Weltklimarats als "Weckruf"

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Angesichts des alarmierenden Sachstandsberichts des Weltklimarats IPCC haben Politiker weltweit zu einer massiven Kraftanstrengung im Kampf gegen die globale Erwärmung aufgerufen. Die “Zeit der Empörung” sei vorbei, schrieb Frankreichs Präsident Emmanuel Macron am Montag auf Twitter. Nach der Weltklimakonferenz in Glasgow im November müsse ein Abkommen stehen, das der “Dringlichkeit” der Klimakrise gerecht werde. UN-Generalsekretär António Guterres forderte das Läuten der “Totenglocke” für die fossilen Energien.

Laut dem IPCC-Bericht erwärmt sich die Erde noch schneller als bislang angenommen und wird bereits gegen 2030 1,5 Grad wärmer als im vorindustriellen Zeitalter sein – zehn Jahre früher als noch 2018 prognostiziert. Den Forschern zufolge ist die Erderwärmung “eindeutig” durch den Menschen verursacht. 

Einige Auswirkungen der Erderwärmung wie der Anstieg der Meeresspiegel und das Schmelzen der Gletscher sind nach Angaben der UN-Klimaexperten bereits heute “unumkehrbar”. Selbst bei einer drastischen Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen würden die Meeresspiegel weiter ansteigen und “für tausende Jahre erhöht bleiben”.

Politiker weltweit werteten den Bericht als dringendes Signal zum Handeln. Er hoffe, dass der IPCC-Bericht “ein Weckruf für die Welt sein wird”, erklärte Großbritanniens Premierminister Boris Johnson, dessen Land die diesjährige UN-Klimakonferenz in Glasgow ausrichtet.

US-Außenminister Antony Blinken mahnte, die Welt dürfe “ehrgeizige” Klimaschutzprogramme nicht länger aufschieben. Politik, Wirtschaft und Einzelpersonen müssen “gemeinsam und dringend handeln und alles tun, was nötig ist, um unseren Planeten zu schützen”.

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) sprach angesichts des Berichts von einem “nicht mehr zu überhörenden Alarmsignal”.Umwelt- und Entwicklungsorganisation wie Germanwatch, WWF, Greenpeace und der Nabu mahnten ebenfalls zu einem schnellen und entschiedenen Eindämmen des Klimawandels.

Die IPCC-Berichte gelten als wegweisend für die globale Klimapolitik. Im am Montag veröffentlichten ersten Teil des aktuellen Sachstandsberichts, an dem mehr als 230 Expertinnen und Experten aus 66 Ländern mitgewirkt haben, geht es um naturwissenschaftliche Grundlagen des Klimawandels. Im kommenden Jahr sollen zwei weitere Teile folgen, den Abschluss bildet ein Synthesebericht. 

Die Erkenntnisse sind von wesentlicher Bedeutung für die Frage, wie das Ziel des Pariser Klimaschutzabkommens noch erreicht werden kann, die Erderwärmung auf möglichst 1,5 Grad, mindestens aber deutlich unter zwei Grad Celsius zu begrenzen. Die Erde hat sich im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter bereits um 1,1 Grad Celsius erwärmt. 

Der IPCC-Bericht macht deutlich, dass ein Überschreiten des 1,5-Grad-Ziels wahrscheinlich ist. Selbst bei Einhalten des Wertes würden Häufigkeit und Intensität von Wetterextremen wie Hitzewellen, Starkniederschlägen und Dürren zunehmen, erklärten die Experten.

Allerdings gibt der Bericht auch Anlass zur Hoffnung: Die globale Oberflächentemperatur wird demnach zwar in allen fünf durchgespielten Szenarien bis mindestens Mitte des Jahrhunderts weiter ansteigen. Im optimistischsten Szenario sinkt die Erwärmung bis 2100 jedoch wieder auf 1,4 Grad.

Die Berichtsautoren betonten, dass im Kampf gegen die Erderwärmung jedes Zehntelgrad zählt. “Wir sind nicht zum Scheitern verurteilt”, erklärte etwa die in Oxford forschende deutsche Klimaexpertin Friederike Otto.

Derzeit steuert die Erde allerdings auf eine Erwärmung um mindestens drei Grad zu. Wie sich eine fortschreitende Erderwärmung auswirkt, machten diesen Sommer Überschwemmungen in Deutschland, Waldbrände im Mittelmeerraum und Hitzerekorde in Nordamerika deutlich.

Quelle: AFP

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