Eine Zunahme der Corona-Impfungen in der Gruppe der Zwölf- bis 17-Jährigen wird nach Einschätzung der deutschen Schulleiter zu zahlreichen Konflikten zwischen Lehrern, Eltern und Schülern führen. “Natürlich wird es im Alltag heftige Diskussionen geben. Darauf müssen sich die Lehrkräfte einstellen”, sagte die Vorsitzende des Allgemeinen Schulleitungsverbands Deutschland, Gudrun Wolters-Vogeler, den Zeitungen der Funke Mediengruppe vom Mittwoch.
Zu erwarten seien Konflikte um die Frage, “ob Impfungen notwendig sind und ob Elternrechte übergangen werden”. Zudem werde es “Debatten mit Kindern geben, die Impfungen vielleicht ablehnen oder unbedingt haben wollen”, sagte Wolters-Vogeler weiter.
Auch im Zusammenhang mit angeordneten Quarantänen könnten sich Konflikte aufbauen. “Wenn es künftig einen positiven Corona-Fall in der Klasse gibt, müssen diejenigen in Quarantäne, die nicht doppelt geimpft sind. Die anderen dürfen hingegen im Präsenzunterricht bleiben und können sich weiterhin an schulischen Aktivitäten beteiligen”, sagte die Verbandsvorsitzende. “Das wird zu Spannungen führen.”
Heikel sei auch die Klärung durch die Schule, welche Kinder und Jugendliche bereits einen Corona-Impfschutz haben. “Ich gehe davon aus, dass wir den Impfstatus der einzelnen Schüler aus rechtlichen Gründen nicht von uns aus abfragen dürfen.” Andererseits gelte: “Wer aus der Testpflicht herauskommen will, muss nachweisen, dass er geimpft ist. Anders geht es nicht.”
Mit etwaigen Ratschlägen zur Impfung müssten sich die Pädagogen jedoch zurückhalten, betonte Wolters-Vogeler. “Die einzelne Lehrkraft und die Schulen werden keine ausdrückliche Impfempfehlung abgeben können”, sagte sie. Das sei “eine politische Entscheidung, die wir nicht an den Schulen treffen können”
Auch der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, betonte, Lehrkräfte sollten sich bei direkten Empfehlungen an Schüler in der Frage einer Corona-Impfung zurückhalten. “Das ist nicht ihr Zuständigkeitsbereich”, sagte er den Funke-Zeitungen. “Letztendlich müssen das die Eltern nach ärztlicher Beratung selbst entscheiden.”
Die Gesundheitsministerinnen und -minister von Bund und Ländern hatten am Montagabend entschieden, Jugendlichen ab zwölf Jahren ein breites Angebot für Corona-Impfungen in Arztpraxen, Impfzentren und Schulen zu geben. Die Stiko empfiehlt die Impfung für Zwölf- bis 17-Jährige allerdings bisher nur bei Vorliegen besonderer Risiken.
Quelle: AFP