Ungeachtet des massiven Drängens führender Politiker plant die Ständige Impfkommission (Stiko) offensichtlich vorerst keine neue Empfehlung zu Corona-Schutzimpfungen für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren. Solche Forderungen empörten ihn, sagte Kommissionsmitglied Martin Terhardt am Freitag dem Sender RBB. Er äußerte die Erwartung, dass es eine neue Stiko-Empfehlung in dieser Sache erst in einigen Wochen geben werde.
Bisher sei die Datenlage noch nicht ausreichend, um eine Corona-Schutzimpfung für die Zwölf- bis 16-Jährigen allgemein zu empfehlen, bekräftigte Terhardt die bisherige Haltung der Stiko. Diese rät zu solchen Impfungen von Jugendlichen und älteren Kindern bislang nur in Risikofällen. Ansonsten solle individuell nach ärztlicher Beratung entschieden werden.
“Wir sind ja schon einiges gewöhnt in den letzten Wochen, dass halt die Politiker auf der Stiko herumschlagen, weil sie das Gefühl haben, sie würde nicht vernünftig oder nicht professionell arbeiten”, sagte Terhardt dem RBB weiter. “Das erzürnt uns, das empört uns, das entwertet uns und das schadet dem Vertrauen der Ständigen Impfkommission, und das finde ich einen groben Fehler”, kritisierte er.
In den vergangenen Wochen hatten sich wiederholt führende Politikerinnen und Politiker trotz der zurückhaltenden Linie der Stiko für die Impfung von älteren Kindern und Jugendlichen ausgesprochen, seit die Europäische Arzneimittelagentur EMA die Impfstoffe erst von Biontech/Pfizer und kürzlich auch von Moderna für diese Altersgruppe ausdrücklich zugelassen hat. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) äußerte die Hoffnung auf eine hohe Impfbereitschaft bei Jugendlichen.
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) forderte die Stiko in der “Neuen Osnabrücker Zeitung” vom Freitag ausdrücklich auf, ihre Impfempfehlung entsprechend zu ändern und den EU-Empfehlungen zu folgen. Inzwischen sprach auch die Sächsische Impfkommission eine generelle Impfempfehlung für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren aus, da der Nutzen das Risiko überwiege.
Quelle: AFP