Trotz gesunkener Einnahmen und Rückstellungen wegen eines Gerichtsurteils zu Kontogebühren hat die Deutsche Bank ihre Gewinne im zweiten Quartal deutlich gesteigert. Der Nettogewinn betrug im zweiten Quartal 692 Millionen Euro – nach einem Verlust von 77 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum, wie die Bank am Mittwoch in Frankfurt am Main mitteilte. Experten hatten mit einem niedrigeren Gewinn von knapp 430 Millionen Euro gerechnet.
Die Einnahmen sanken indes zwischen April und Juni insgesamt um ein Prozent auf 6,2 Milliarden Euro, da sich die Märkte im zweiten Quartal „normalisierten“, wie die Bank weiter mitteilte. In der Investmentbank verringerten sich die Erträge im Vorjahresvergleich gar um elf Prozent und betrugen zuletzt 2,4 Milliarden Euro, die Einnahmen der Unternehmensbank schrumpften um acht Prozent auf 1,2 Milliarden Euro.
Die verringerten Gewinne der Investmentsparte seien ebenfalls auf die „erwartete Normalisierung der Finanzmärkte im Vergleich zum zweiten Quartal 2020“ zurückzuführen, erklärte die Deutsche Bank weiter. Trotz des Minus von elf Prozent stiegen die Erträge der Investmentbank demnach auf das gesamte erste Halbjahr gesehen um neun Prozent auf insgesamt 5,5 Milliarden Euro.
Insgesamt erzielte die Deutsche Bank somit im zweiten Quartal und im ersten Halbjahr 2021 jeweils den höchsten Gewinn seit 2015. Das „deutliche Gewinnwachstum in allen Geschäftsbereichen“ sei auf eine solide Ertragsentwicklung, weitere Fortschritte bei den Kosten und eine deutlich geringere Risikovorsorge als im Vorjahr zurückzuführen, erklärte die Bank. Diese sank auf 75 Millionen Euro, ein Minus von 90 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Rückgang bedeutet, dass mehr Rückzahlungen von Kundenkrediten erwartet werden – ein Zeichen der Zuversicht in die wirtschaftliche Erholung nach den Einschnitten der Corona-Pandemie.
Angesichts der Geschäftszahlen erhöhte die größte deutsche Bank ihren Ausblick für das kommende Jahr auf Umsätze in Höhe von 25 Milliarden Euro. Zuvor war mit 24,4 Milliarden Euro gerechnet worden, sagte der Finanzchef der Deutschen Bank, James von Moltke, in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Das Anlagenmanagement, Investment, Privatkundengeschäft und die Geschäftsbanksparte seien alle auf einem guten Weg, um ihre Ziele für das Jahr 2022 zu übertreffen. Die Aktie der Deutschen Bank stieg am Mittwochmorgen auf 11,08 Euro.
Auch Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing sprach von einem „guten Weg“ zum Renditeziel von acht Prozent im kommenden Jahr. „Alle Geschäftsbereiche sind profitabler geworden“, fuhr er fort. Ohne das Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) im April zur Zustimmung von Kunden zu den Allgemeinen Geschäftsbedingungen bei Girokonten wäre der Quartalsgewinn jedoch „noch höher ausgefallen“, teilte die Bank mit. Sie bezifferte die damit verbundenen Einbußen auf insgesamt 226 Millionen Euro, bestehend aus 96 Millionen Euro geringeren Erträgen und 130 Millionen Euro an Kosten für Rechtsstreitigkeiten.
Im vergangenen Jahr hatte die Deutsche Bank erstmals seit 2014 wieder einen jährlichen Gewinn verzeichnet, ermöglicht insbesondere durch Gewinne der Investmentsparte und Maßnahmen zur Kostensenkung. Das schwächste Geschäftsjahr der Bank war 2016, als das Institut einen Verlust von 6,8 Milliarden Euro aufgrund von Investmententscheidungen während der Finanzkrise einfuhr.
Sewing ist seit 2018 Deutsche-Bank-Chef. Unter seiner Führung beschloss die Bank einen weitreichenden Umbau und die Streichung von tausenden Stellen. Ende Juni hatte die Deutsche Bank weltweit noch 83.800 Beschäftigte – das waren 3000 weniger als zum Zeitpunkt vor einem Jahr. Bis Ende 2022 soll die Zahl der Beschäftigten weiter auf 74.000 gesenkt werden.
Quelle: AFP