Ausbildungsberufe im Bereich Umwelt-, Natur- und Klimaschutz werden immer beliebter. Die Nachfrage danach stieg 2020 um 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, wie eine Studie im Auftrag der Funke Mediengruppe ergab. “Damit haben sich die grünen Berufe entgegen dem Trend deutlich positiver entwickelt als der Ausbildungsmarkt insgesamt”, erklärte am Dienstag Dirk Werner vom Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln.
Am stärksten wuchs das Interesse an einer Ausbildung zum Revierjäger – hier gab es 2020 knapp 44 Prozent mehr Bewerber als 2019, wie das Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung im IW berechnete. Mehr junge Menschen interessierten sich auch für den Beruf des Landschaftsgärtners: 7,5 Prozent mehr Bewerber gab es für diesen Ausbildungsberuf.
Im Obst- und Gemüsebau stiegen die Bewerberzahlen um 12,2 Prozent, im allgemeinen Gärtnerberuf um 15,2 Prozent. Auch die Berufswünsche Pferdewirt (plus 14,1 Prozent), Forstwirt (plus 12,6 Prozent) und Winzer (plus 9,7 Prozent) erfreuten sich wachsender Beliebtheit.
“Die überdurchschnittliche Entwicklung in den grünen Berufen könnte ein Effekt der intensiveren Diskussion um Klima- und Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Dekarbonisierung sein”, sagte Werner den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Ob sich der Trend allerdings nachhaltig fortsetze, müsse abgewartet werden. “Grundsätzlich ändert sich das Berufswahlverhalten zwischen den Jahrgängen nur allmählich”.
Abnehmendes Interesse gab es insbesondere bei der Ausbildung zum Tierwirt in der Geflügelhaltung: Knapp 14 Prozent weniger Interessenten gab es im Jahr 2020 für diese Ausbildung als im Vorjahr. Auch der Bereich Milchtechnologie verzeichnete ein Minus von 13,7 Prozent. Für die Imkerei interessierten sich laut der Auswertung im Jahr 2020 gut zehn Prozent weniger Bewerber als noch 2019.
Die Nachfrage ist teils größer als das Angebot: Gut 660 Bewerber und Bewerberinnen im Bereich Garten- und Landschaftsbau gingen leer aus. Auch 135 Bewerber für eine Ausbildung als Forstwirt bekamen keine Lehrstelle.
Einen Trend zu grüneren Jobs gab es im vergangenen Jahr auch bei den handwerklichen Berufen. “Zu mehr Umwelt- und Klimaschutz und mehr Energieeffizienz tragen etwa Maler, Dachdecker und Schornsteinfeger genauso bei wie Anlagemechaniker Sanitär, Heizung und Klima oder Mechatroniker für Kältetechnik”, sagte Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer den Funke-Zeitungen.
Künftig würden Themen wie Smart-Home und elektrische Mobilität weiter an Relevanz gewinnen und qualifizierten Handwerkern und Handwerkerinnen eine sichere berufliche Perspektive bieten. Der Zeitpunkt, um sich zu informieren und ins Berufsleben einzusteigen, sei ideal, sagte Wollseifer: Aktuell gebe es noch 31.000 freie Ausbildungsplätze, darunter auch in vielen klimarelevanten Bereichen. Insgesamt arbeiten nach seinen Angaben rund 30 Gewerke in fast allen Bereichen an der Umsetzung der Energiewende und dem Kampf gegen die Klimakrise. In diesem Feld seien 450.000 Handwerksbetriebe mit rund 2,5 Millionen Beschäftigten tätig.
Quelle: AFP