Die Wahrscheinlichkeit neuer Hitzerekorde hängt laut Wissenschaftlern nicht vom Temperaturniveau der globalen Erwärmung, sondern von deren Tempo ab. Dies geht aus einer am Montag in der Fachzeitschrift “Nature Climate Change” veröffentlichten Studie der ETH Zürich hervor. Da die Erde sich derzeit sehr schnell erwärme, müsse damit gerechnet werden, dass die bisherigen Hitzerekorde in Zukunft um ein Vielfaches übertroffen werden, sagte der Hauptautor Erich Fischer der Nachrichtenagentur AFP.
Erst vergangenen Monat waren im Westen Kanadas bislang unerreichte Temperaturhöchststände gemessen worden. In der Provinz British Columbia stieg das Quecksilber auf 49,6 Grad Celsius – fünf Grad mehr als der bis dahin aufgezeichnete heißeste Tag in Kanada.
Fischer verglich den Effekt mit Weltrekorden in der Leichtathletik. Je länger es eine Disziplin bereits gibt, desto schwieriger ist es, einen Rekord zu brechen. Dort bestehen etwa Rekorde im Weit- und Hochsprung seit Jahrzehnten oder werden immer nur um ein oder zwei Zentimeter übertroffen. Nimmt ein Athlet jedoch leistungssteigernde Substanzen, werden die Rekorde viel öfter und viel eindeutiger gebrochen. Das Klima verhalte sich derzeit wie ein Athlet auf Steroiden, sagte Fischer.
Bei einer Stabilisierung der Erderwärmung etwa auf die im Pariser Klimaabkommen angestrebten 1,5 Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter würden neue Hitzerekorde laut der Studie nach und nach seltener werden.
Bislang konzentrierte sich die Forschung über den Zusammenhang zwischen der Erderwärmung und den Hitzewellen hauptsächlich auf den Temperaturanstieg, nicht auf das Tempo der Erwärmung. Die Studie “rückt das hohe Potenzial für rekordverdächtige Extreme in den Blickpunkt”, sagte Rowan Sutton vom National Centre for Atmospheric Science der britischen Universität Reading.
Darunter fielen auch Extrem-Niederschläge wie jüngst in Deutschland und China. “Auch wenn es uns nicht schnell erscheint, erwärmt sich die Erde mit einer Geschwindigkeit, die in der Geschichte der menschlichen Zivilisation beispiellos ist.”
Quelle: AFP