Vietnam hat wegen der steigenden Corona-Ansteckungszahlen in der Hauptstadt Hanoi einen strengen Lockdown verhängt. Am Samstag war das sonst höchst belebte Stadtzentrum menschenleer, wie AFP-Reporter berichteten. Die Behörden hatten am Freitag landesweit 7000 Neuinfektionen gemeldet, in der Folge wurde in der Hauptstadt eine allgemeine Ausgangssperre angeordnet.
“Ich denke, dass die Menschen in Hanoi wie ich mit der plötzlichen Entscheidung, die Stadt abzuriegeln, einverstanden sind”, sagte der Hauptstadtbewohner Nguyen Van Chien. “Wir müssen wirtschaftliche Risiken eingehen, um die Pandemie zu bekämpfen.”
Vietnam hatte kleinere Ausbrüche des Virus im vergangenen Jahr erfolgreich eingedämmt. Doch seit April sind die Ansteckungszahlen in die Höhe geschnellt. Zuvor hatte das Land insgesamt weniger als 3000 Fälle verzeichnet. Wegen seiner erfolgreichen Kontaktverfolgungsmaßnahmen und strengen Quarantäne-Regeln galt das Land lange als Vorbild im Kampf gegen die Pandemie.
Mittlerweile ist ein Drittel der 100 Millionen Einwohner des Landes von Lockdown-Maßnahmen betroffen. Die meisten Ansteckungen verzeichnete bislang die südliche Wirtschaftsmetropole Ho-Chi-Minh-Stadt. Die dort geltende Ausgangssperre wurde am Freitag verlängert. Gebessert hat sich die Situation bislang aber kaum. “Ich bin seit einem Monat drinnen. Die Lage in unserer Stadt ist beängstigend”, sagte der Anwohner Le Bich Thanh.
Vietnam strebt nach offiziellen Angaben eine Herdenimmunität bis spätestens Anfang 2022 an. Bisher wurden in dem 100-Millionen-Einwohner-Land 4,5 Millionen Corona-Impfstoffdosen verabreicht. Vietnam ist Produzent eigener Corona-Vakzine, hat aber auch Millionen Dosen aus dem Ausland bestellt.
Quelle: AFP