Die Türkei hat die Sorge des Unesco-Welterbekomitees über den Zustand der berühmten Hagia Sofia als “parteiisch und politisch” zurückgewiesen. Die Einlassungen des Welterbekomitees “über die historischen Stätten Istanbuls” seien “von vorurteilsbehafteten, voreingenommenen und politischen Motiven” angetrieben worden, erklärte das Außenministerium in Ankara am Samstag. Es beschuldigte die Unesco, die türkische Souveränität zu verletzen.
Hagia Sophia und die Chora-Kirche seien Staatseigentum und würden “akribisch” geschützt, hieß es in der Erklärung. Ein Jahr nach der umstrittenen Umwandlung der Hagia Sophia in eine Moschee hatte sich das Welterbekomitee am Freitag “zutiefst besorgt” über den Zustand der einstigen byzantinischen Kathedrale und die Konsequenzen ihrer Umwandlung in eine Moschee gezeigt. Die türkische Regierung solle bis spätestens 1. Februar einen Bericht über den “Erhaltungsstatus” vorlegen.
Die Türkei hatte die Hagia Sophia im Juli wieder zur Moschee umgewidmet. Das Gotteshaus war im 6. Jahrhundert zunächst als Basilika errichtet worden und über Jahrhunderte die Reichskirche der Byzantiner gewesen. Nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen wurde sie in eine Moschee umgewandelt; nach der türkischen Republikgründung 1935 wurde aus ihr ein Museum.
Einen Monat nach der international scharf kritisierten Umwandlung der Hagia Sophia erklärte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan auch die tausend Jahre alte byzantinische Chora-Kirche in Istanbul zum muslimischen Gebetshaus. Auch die Chora-Kirche war von den Osmanen zu einer Moschee umgewidmet worden, ab Mitte des 20. Jahrhunderts war sie dann wie die Hagia Sophia ein Museum.
Das Welterbekomitee tagt derzeit in China, um die Liste der Welterbestätten einer jährlichen Prüfung zu unterziehen. Bei Unzufriedenheit mit den Erhaltungsmaßnahmen an Welterbestätten kann das Komitee die Stätten als “gefährdet” einstufen – oder ihnen den Welterbestatus sogar entziehen. In dieser Woche verlor die britische Küstenstadt Liverpool den Status als Unesco-Weltkulturerbe.
Quelle: AFP