Unterspülte Straßen und “pulverisierte” Bahnstrecken: Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) hat die vorläufigen Schäden an der Infrastruktur nach der Hochwasserkatastrophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz auf zwei Milliarden Euro beziffert. Vor Ort werde mit Hochdruck an der Wiederherstellung gearbeitet, sagte er am Donnerstag in einer außerordentlichen Sitzung des Verkehrsausschusses des Bundestags.
Scheuer sprach von einer “Tragödie”, wie der Pressedienst des Deutschen Bundestags berichtete. Am Montag hatte der Minister Schäden an Brücken, Straßen und Schienen begutachtet.
90 Prozent der digitalen Infrastruktur wie mobile Masten seien bereits wiederhergestellt, sagte Scheuer im Ausschuss. Einige Autobahnen wie die A1 und die A3 seien, nachdem sie unter Wasser standen, nun wieder befahrbar. “Kritisch” seien die Anschlussstelle Swisttal, wo das Bauwerk zerstört wurde, und das Autobahndreieck Erfttal, in dem eine Rampe unterspült wurde und die Lärmschutzwände zerstört seien.
Die Deutsche Bahn muss im Hochwassergebiet sieben Strecken komplett neu bauen oder sanieren, wie eine Sprecherin dem Deutschlandfunk sagte. Scheuer schilderte im Verkehrsausschuss, an einigen Stellen seien Bahndämme von beiden Seiten aufgeweicht, sodass geologische Untersuchungen nötig seien. Einige Strecken seien nicht zerstört, sondern “pulverisiert”, sagte er.
Die Eifelstrecke Köln-Trier sei ein Totalverlust, das Gebiet nur mit Hilfe von Drohnen einsehbar. Zu anhaltenden Einschränkungen komme es auf Strecken zwischen Düsseldorf, Hagen, Dortmund, Köln, Aachen, Hürth, Bonn und Sinzig. Auch in Bayern und Sachsen gebe es Gleisunterspülungen. Viele Strecken könnten bis Ende des Jahres wieder aufgebaut werden – bei anderen brauche es trotz der in dieser Legislatur verabschiedeten Planungsbeschleunigung für Ersatzbauten zwei bis drei Jahre, sagte der Verkehrsminister. Die Bahn-Sprecherin nannte den nötigen Neubau und die Sanierung im Hochwassergebiet eine “Mammut-Aufgabe”.
Insgesamt sind nach Angaben der Bahn 600 Kilometer Schiene zerstört und 80 Bahnhöfe teils schwer beschädigt. Die Schäden an der Infrastruktur belaufen sich aktuell auf 1,3 Milliarden Euro; hinzu kommen laut Scheuer Schäden an Bundesfernstraßen von 500 bis 700 Millionen Euro.
Bei der Planung für den Bau neuer Strecken richte die Bahn sich auf zunehmende Extremwetterlagen ein, sagte die Sprecherin. Der Konzern analysiere die Verkehrsregionen mit Blick auf das Jahr 2060. Vor dem Neubau einer Strecke gebe es “ganz gründliche Überprüfungen”.
Quelle: AFP