Der Ölriese Shell geht gegen das wegweisende Urteil zum Klimaschutz eines Gerichts in Den Haag in Berufung. Ein Urteil gegen einen einzelnen Konzern sei “nicht effektiv” im Kampf gegen den Klimawandel, erklärte das niederländisch-britische Unternehmen am Dienstag. Daher werde Shell das Urteil von Ende Mai anfechten. Gleichwohl sei der Konzern davon überzeugt, dass dringendes Handeln für den Klimaschutz erforderlich sei.
Klimaschützer hatten Ende Mai einen historischen Erfolg gegen Shell erzielt. Ein Haager Gericht verpflichtete das Unternehmen zu mehr Klimaschutz und ordnete konkrete Reduktionsziele an. Der Konzern sowie seine Zulieferer sollen demnach die eigenen CO2-Emissionen bis 2030 um 45 Prozent verglichen mit dem Jahr 2019 reduzieren.
Shell trage mit seinem Geschäft zu den “schlimmen” Folgen des Klimawandels für die Bevölkerung bei und sei “verantwortlich” für enorme Mengen an ausgestoßenen Treibhausgasen, hatte das Gericht zur Begründung erklärt. Geklagt hatten sieben Umweltschutzgruppen, die von über 17.000 niederländischen Bürgern als Nebenkläger unterstützt wurden. Der Prozess wurde daher auch “Das Volk gegen Shell” genannt. Erreichen wollten sie, dass der Ölkonzern die im Pariser Abkommen formulierten Klimaschutzziele einhält.
Schon im Zuge des Prozesses hatte Shell auf seine eigene Strategie verwiesen und betonte nun erneut, seinen Weg bis zur Klimaneutralität beschleunigen zu wollen. Der Konzern will seine CO2-Emissionen bis 2050 in mehreren Zwischenzielen um schließlich 100 Prozent reduzieren.
Die Strategie sei abschließend erst im April veröffentlicht worden und daher nicht mit in den Gerichtsprozess eingeflossen, kritisierte Shell nun. Die Anhörungen vor Gericht, die schließlich zu dem historischen Urteil geführt hätten, hätten Monate vorher stattgefunden.
Das Gericht hatte im Zuge des Urteils eingestanden, dass Shell seine Klimaschutzziele in der Zwischenzeit verschärft habe. Jedoch sei die Klimapolitik des Unternehmens “nicht konkret und voller Einschränkungen”.
Quelle: AFP