Europas Autohersteller haben im ersten Halbjahr 2021 deutlich weniger Pkw verkauft als vor der Corona-Krise. Von Januar bis Ende Juni wurden 1,5 Millionen Autos weniger neu zugelassen als im ersten Halbjahr 2019, wie der europäische Herstellerverband Acea am Freitag mitteilte. “Anhaltende Lockdowns, geschlossene Autohäuser und zum Jahreswechsel ausgelaufene Anreizprogramme sorgten zu Jahresbeginn für Gegenwind”, erläuterte der deutsche Autoindustrieverband VDA. Aktuell verhindert demnach der anhaltende Engpass bei Halbleitern eine raschere Markterholung.
In den 27 Ländern der EU wurden laut Acea im ersten Halbjahr knapp 5,4 Millionen Neuwagen verkauft. Das ist ein Anstieg um 25,2 Prozent im Vergleich zu den ersten sechs Monaten 2020 – bleibt aber deutlich unter dem Absatz 2019 mit sieben Millionen Pkw.
Autoexperte Peter Fuß von der Unternehmensberatung EY erklärte, der Mangel an Halbleitern führe weiter zu erheblichen Produktions- und Absatzeinbußen, sodass für die zweite Jahreshälfte ein Absatz auf Vorkrisenniveau kaum erreichbar sein werde. Damit werde aber ein starkes erstes Halbjahr 2022 immer wahrscheinlicher – schon aufgrund der erheblichen Nachholeffekte.
Die Halbleiterkrise habe zwar lange Lieferzeiten und einen relativ niedrigen Gesamtabsatz zur Folge. “Andererseits gelingt es den Herstellern in diesem Umfeld derzeit relativ gut, höhere Preise durchzusetzen”, erklärte der Experte.
Weiter gestiegen ist laut Acea der Marktanteil von Elektroautos und Plug-in-Hybriden: Im zweiten Quartal von April bis Juni betrug er 7,2 Prozent. In den fünf größten Märkten Westeuropas (Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien) lag der Anteil laut EY im Juni bei 17,1 Prozent und damit 7,3 Prozent höher als im Vorjahresmonat – und auch höher als noch im April und im Mai. Deutschland weise mit 23,6 Prozent den höchsten Marktanteil unter den Top-Fünf-Märkten auf.
“Die Nachfrage nach Elektroautos und Plug-in-Hybriden ist derzeit enorm – wobei natürlich Kaufprämien und Steuervorteile eine große Rolle spielen”, erläuterte EY-Analyst Fuß. In Deutschland kann demnach fast jeder vierte Neuwagen, der im Juni zugelassen wurde, an der Steckdose aufgeladen werden. Damit habe sich Deutschland innerhalb Europas zum Leitmarkt für Elektromobilität entwickelt.
Quelle: AFP