Die Afrikanische Schweinepest hat rund zehn Monate nach dem ersten bestätigten Fall bei einem Wildschwein in Deutschland nun erstmals auch Hausschweinbestände erreicht. Betroffen sind ein Bio-Betrieb und eine Kleinsthaltung in zwei Brandenburger Landkreisen, in denen es zuvor bereits bei Wildschweinen Fälle der Tierkrankheit gab, wie das Bundeslandwirtschaftsministerium mitteilte. Der Deutsche Bauernverband forderte, es müsse “endlich gelingen, die Seuche zurückzudrängen” – die Interessensgemeinschaft der Schweinehalter fürchtet einen weiteren Preisverfall.
Bei Schweinen verläuft die Afrikanische Schweinepest (ASP) fast immer tödlich, für den Menschen ist sie hingegen ungefährlich. Übertragen werden kann sie über direkten Kontakt zwischen Tieren oder indirekt über kontaminierte Gegenstände wie beispielsweise Schuhe oder auch weggeworfene Lebensmittel.
Den ersten betätigten Fall in Deutschland hatte es im vergangenen September in Brandenburg gegeben, was bei den Schweinehaltern Befürchtungen vor Exportbeschränkungen und großen wirtschaftlichen Schäden ausgelöst hatte. Seitdem wurden ASP-Fälle auch bei Wildschweinen in Sachsen bestätigt. In den betroffenen Gebieten wurden Schutzmaßnahmen ergriffen; Sperrzonen wurden eingerichtet und Zäune gebaut. So sollte verhindert werden, dass die Virusinfektion von Wildschweinen auf Hausschweine übergreift.
Dennoch gibt es nun “die ersten Fälle der Tierkrankheit bei Hausschweinen in Deutschland”, wie das Landwirtschaftsministerium in der Nacht zu Freitag mitteilte. Demnach wies das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) als nationales Referenzlabor in Proben der beiden betroffenen Hausschweinbestände die Schweinepest am Donnerstagabend nach.
Beide Bestände seien nach den Befunden sofort von den Veterinärämtern gesperrt worden, erklärte das Verbraucherschutzministerium in Potsdam. Der betroffene Betrieb im Landkreis Spree-Neiße hat nach demnach 200 Schweine. Sie alle würden getötet und “unschädlich beseitigt”, hieß es. Bei dem betroffenen Bestand in Märkisch Oderland handelt es sich demnach um eine Kleinsthaltung mit nur zwei Tieren.
Die brandenburgische Verbraucherschutzministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) erklärte, es sei jetzt wichtig, möglichst rasch die Ursache der Übertragung des Virus auf die Hausschweine zu finden. Die entsprechenden Ermittlungen seien eingeleitet worden.
Der Dachverband der Schweinehalter fürchtet einen weiteren Preisverfall. “Die Bauern machen jetzt schon 30 bis 40 Euro Verlust pro Schwein, während andere sich die Taschen vollmachen”, sagte der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter (ISN), Torsten Staack, der “Neuen Osnabrücker Zeitung”. Er rief Schlachtunternehmen und Handelskonzerne zur Solidarität mit den Landwirten auf.
Der Deutsche Bauernverband (DBV) mahnte, die weitere Ausbreitung zeige die “hohe Dringlichkeit einer besseren Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest an der polnischen Grenze”. Es müsse “endlich gelingen, die Seuche zurückzudrängen”, forderte Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes und Sprecher für die Schweinehaltung im DBV. “Wir müssen feststellen, dass die ergriffenen Maßnahmen ebenso wie deren Koordinierung nicht ausreichen.”
Der Deutsche Jagdverband (DJV) erklärte, die Tierseuche habe mit dem erstmaligen Nachweis in Hausschweinbeständen “die nächste Eskalationsstufe” erreicht. Deshalb müssten Behörden auf kommunaler, Landes- und Bundesebene “dringend effektiver zusammen arbeiten,” forderte DJV-Präsident Volker Böhning. Die Jägerschaft müsse in den zentralen Krisenstab Tierseuchen einbezogen werden.
Böhning rief die Jäger auf, die Wildschweinjagd weiter zu intensivieren. Hierbei seien auch “bessere politische Rahmenbedingungen für die Reduktion der Schwarzwildbestände” nötig – ebenso wie ein Wegfall bürokratischer Hürden bei der Direktvermarktung von Wildbret.
Quelle: AFP