Chinas Wirtschaftswachstum hat sich nach Einschätzung von Analysten im zweiten Quartal abgeflacht. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Volksrepublik legte von April bis Juni um 7,7 Prozent im Vorjahresvergleich zu, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur AFP unter zwölf Analysten ergab. Im ersten Quartal hatte das Plus 18,3 Prozent betragen – ein Rekordanstieg, der aber zum großen Teil dem Vergleich zum Vorjahresquartal geschuldet war, als Chinas Wirtschaft wegen der Corona-Pandemie stark eingebrochen war.
Chinas Behörden geben am Donnerstag offiziell die Wachstumszahlen für das zweite Quartal bekannt. Den Analysten zufolge schwächeln einige Branchen – etwa der Tourismus und das Gastgewerbe. In der bevölkerungsreichsten Provinz Guangdong im Süden des Landes waren im Mai neue Corona-Fälle aufgetreten; die Behörden verhängten Reisebeschränkungen und strichen Flüge.
Auch die Exporte litten, da ein Viertel der chinesischen Ausfuhren aus dieser Provinz stammen. Der Hafen Yantian hatte wegen eines Corona-Ausbruchs unter Dockarbeitern sechs Tage lang den Betrieb ausgesetzt; Container-Schiffe konnten nicht an- und nicht ablegen.
“Die Unternehmen stehen vor wachsenden Lieferproblemen”, erklärte Christina Zhu von der Ratingagentur Moody’s. Dazu komme ein Anstieg der Rohstoffpreise, insbesondere für Öl. “Das bedroht das Wachstum des Landes.”
Commerzbank-Analyst Hao Zhou erläuterte, die Regierung in Peking habe zudem die Kreditvergabe an Unternehmen und Haushalte gebremst, um die Verschuldung zu reduzieren. Diese Vorgabe wurde aber wieder gelockert, die Zentralbank senkt mit Wirkung ab Donnerstag die Mindestreserveanforderung an die Banken, so dass diese wieder mehr Geld verleihen können.
Quelle: AFP