Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ist zu einem Gespräch mit mit dem britischen Premierminister Boris Johnson zusammengekommen. Johnson empfing die Kanzlerin am Freitag auf seinem Landsitz in Chequers nordwestlich von London. Bei dem Treffen soll es unter anderem um die deutsch-britischen Beziehungen und die globale Antwort auf die Corona-Pandemie gehen.
Johnson erklärte dazu, Deutschland und Großbritannien seien durch eine “unerschütterliche Freundschaft” und “gemeinsame Ansichten” in vielen politischen Fragen verbunden. In Merkels 16-jähriger Amtszeit sei das deutsch-britische Verhältnis wieder “neu belebt” worden.
Wie die britische Regierung mitteilte, wollen Merkel und Johnson jährliche gemeinsame Kabinettssitzungen der deutschen und britischen Regierung vereinbaren. Merkel wird bereits am Freitag an einer Videokonferenz des britischen Kabinetts teilnehmen und zu den Ministerinnen und Ministern sprechen – eine Ehre, die den Angaben zufolge zuletzt 1997 dem damaligen US-Präsidenten Bill Clinton zuteil wurde.
Johnson lobte zudem zu Ehren von Merkel einen Preis für Wissenschaftlerinnen aus Deutschland und Großbritannien aus. Der Preis ist nach der deutsch-britischen Astronomin Caroline Herschel benannt und mit umgerechnet rund 11.600 Euro dotiert. Er soll jährlich an eine Astrophysikerin aus Deutschland oder Großbritannien verliehen werden.
Ein wichtiger Punkt auf der Tagesordnung von Merkel und Johnson ist auch der Kampf beider Länder gegen die Corona-Pandemie. In Großbritannien sind die Ansteckungszahlen wegen der Ausbreitung der Delta-Variante erstmals seit zweieinhalb Monaten wieder stark gestiegen. Auch die Zahl der neuen Todesfälle hat sich innerhalb von zwei Wochen fast verdoppelt, von täglich zehn auf 17 in der vergangenen Woche.
Merkel und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatten ihre EU-Kollegen deshalb zuletzt zu einer harten Linie gegenüber Reisenden aus Großbritannien aufgefordert, um eine Ausbreitung der Variante in der EU zu verlangsamen. Auch darüber dürften Merkel und Johnson am Freitag beraten.
Die Grünen-Europapolitikerin Franziska Brantner warnte indessen vor dem Treffen der Kanzlerin mit dem britischen Premier vor deutschen Alleingängen im Post-Brexit-Verhältnis zu London. “Wir brauchen enge und gute Beziehungen zu Großbritannien auf neuer Grundlage. Doch bilaterale Abkommen und Gespräche dürfen nicht zum Spaltpilz in Europa werden”, sagte Brantner der Nachrichtenagentur AFP.
Im Anschluss an den Besuch bei Johnson wird Merkel von Queen Elizabeth II. auf dem rund 40 Kilometer von London entfernten Schloss Windsor empfangen. Die beiden Frauen hatten sich zuletzt Mitte Juni am Rande des G7-Gipfels im südwestenglischen Cornwall getroffen. Für Merkel, die nach 16 Jahren ihr Amt nach der Bundestagswahl im September abgibt, ist es voraussichtlich der letzte Besuch als Bundeskanzlerin in Großbritannien.
Quelle: AFP