Spahn plant mit mehr als 200 Millionen Impfstoff-Dosen für 2022

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Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will insgesamt 204 Millionen Corona-Impfstoffdosen für das kommende Jahr beschaffen. Dies werde für zwei Impfdosen pro Einwohner reichen sowie für einen zusätzlichen Sicherheitspuffer, sagte Spahn am Donnerstag in Berlin. Der Minister stellte zudem ein baldiges Ende der Impfstoff-Knappheit in Aussicht: Dann könne den Impfzentren und Praxen so viel Impfstoff geliefert werden, wie diese benötigten.

Deutschland wolle bei der Impfstoffbeschaffung auf “mehrere Pferde setzen”, um die langfristige Versorgung zu sichern, sagte Spahn weiter. Die Kosten spielten dabei nicht die zentrale Rolle: Er wolle lieber etwas mehr Geld für die Vakzine ausgeben, “dafür aber ziemlich kostspielige Einschränkungen” etwa in der Wirtschaft vermeiden. Spahn räumte ein: “In ein paar Monaten wird das vom Bundesrechnungshof kritisiert werden. Das ist aber eine bewusste politische Entscheidung.” 

Spahn sprach im Zusammenhang mit der langfristigen Impfstoffbeschaffung von einer “Zwei-plus-zwei-Strategie”. Zu der Planung für das Jahr 2022 gehörten die beiden mRNA-Impfstoffe von Biontech und Moderna sowie die noch nicht zugelassenen proteinbasierten Vakzine von Sanofi und Novavax. Hinzu komme ein kleineres Kontingent des Vektor-Impfstoffs von Johnson & Johnson. Nach Informationen des “Handelsblatt” summieren sich die Kosten dafür 2022 auf insgesamt 3,9 Milliarden Euro.

Der Deutsche Städtetag forderte unterdessen Bund und Länder auf, das Impftempo nochmal zu steigern. Der Städtetagspräsident und Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) sagte nach Sitzungen von Präsidium und Hauptausschuss des kommunalen Spitzenverbandes: “Gemeinsam müssen wir jetzt die Gefahr einer vierten Welle im Herbst minimieren.” 

Deutschlands Arztpraxen bestellten einem Bericht zufolge allerdings für die kommende Woche erstmals weniger Impfstoffdosen von Biontech oder Astrazeneca als eigentlich möglich. Das berichtete das Wirtschaftsportal “Business Insider” unter Berufung auf Zahlen der Kassenärzte. 

Demnach bestellten Arztpraxen bundesweit für die kommende Woche nur rund zwei Millionen Impfdosen Biontech – obwohl für sie 2,2 Millionen zur Verfügung stehen würden. Noch größer sei die Differenz bei Astrazeneca: Von 1,1 Millionen Impfdosen, die nächste Woche für Praxen bereit gestanden hätten, seien gerade mal 325.000 geordert worden.

Von Seite der Kassenärzte verlautete, dass der Ferienbeginn in mehreren Bundesländern sowie eine möglicherweise einsetzende Impfmüdigkeit der Bevölkerung eine Rolle bei der schwächelnden Nachfrage spielen könnten.

Spahn stellte in Aussicht, dass die Zeit des Impfstoffmangels bald zu Ende gehen könnte. “Das ist jetzt noch nicht so”, sagte er. “Aber es wird absehbar eine Phase kommen, wo alles das, was bestellt wird von Impfzentren, Arztpraxen und Betriebsärzten, wir auch bedienen und ausliefern können.”

Derweil kritisierte der Vorstandschef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, die Diskussion um schärfere Regeln zum Schutz vor der Delta-Variante. “Ich halte die Debatte derzeit für in Teilen fast schon hysterisch”, sagte Gassen den Zeitungen des Redaktionsnetzwerks Deutschland. “Es ist unverantwortlich, immer wieder mit Endzeitszenarien zu operieren.” 

Die Infektionszahlen könnten durchaus wieder steigen. “Aber es gibt bisher keine fundierten Hinweise darauf, dass dadurch auch der Anteil der schweren Erkrankungen wieder steigt, zumal Geimpfte zuverlässig geschützt sind”, betonte Gassen.

Im Kampf gegen die Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus nimmt die Bundesregierung verstärkt die jüngere Generation in den Blick. Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) kündigte in den Zeitungen der Neuen Berliner Redaktionsgesellschaft sowie in der “Stuttgarter Zeitung” und den “Stuttgarter Nachrichten” spezielle Impfangebote für Studierende im Herbst an. “Zwischen Bund und Ländern haben wir beispielsweise abgesprochen, zum Semesterstart an den Universitäten leicht zugängliche Impfangebote zu machen”, sagte er.

Quelle: AFP

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