Die erste Runde in den Tarifverhandlungen für die privaten Banken ist am Donnerstag ohne Annäherung geblieben. Die Arbeitgeberseite wies die Gewerkschaftsforderungen als “unrealistisch” zurück und erteilte außerdem einem tariflichen Anspruch auf mobile Arbeit eine “klare Absage”. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi warf den privaten Banken hingegen vor, “keine Verhandlungsbereitschaft” gezeigt zu haben.
Verdi fordert für die rund 140.000 Beschäftigten in privaten Banken eine Erhöhung der Gehälter um 4,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Gewerkschaft Deutscher Bankangestellten Verband (DBV) zielt in der Tarifrunde sogar auf ein Lohnplus von 4,8 Prozent ab.
Verdi macht sich außerdem für eine Regelung zur mobilen Arbeit stark. Die Gewerkschaft dringt darauf, dass die Beschäftigten einen Anspruch darauf haben sollen, bis zu 60 Prozent ihrer Arbeitszeit mobil zu arbeiten. Dafür sollen sie einen Anspruch auf eine Erstausstattungspauschale in Höhe von 1500 Euro erhalten.
Beim Auftakt der Verhandlungen habe die Arbeitgeberseite jeglichen Gestaltungswillen vermissen lassen, kritisierte Verdi am Donnerstag. “Es kommt bei diesen Verhandlungen auf die Ausgestaltung der zukünftigen Arbeitswelt an, die sich in der Pandemie und durch die zeitgleichen digitalen Umbrüche bereits abzeichnet”, betonte Verdi-Verhandlungsführer Jan Duscheck. “Wir brauchen Lösungen für die Zukunft, und zwar mit und nicht gegen die Beschäftigten.”
Der Arbeitgeberverband des privaten Bankgewerbes (AGV) erklärte indes, nicht nur seien die Gehaltsforderungen von Verdi und DBV “deutlich zu hoch”, sondern auch die weitreichenden Forderungen insbesondere zu Mobilarbeit und Ausbildung “keinesfalls darstellbar”.
“Wir brauchen in diesen unsicheren Zeiten nicht noch zusätzliche Belastungen”, erklärte Sabine Schmittroth, Verhandlungsführerin der Banken-Arbeitgeber. Sie verwies darauf, dass die privaten Banken weiterhin unter “erheblichem Kostendruck” stünden. Viele Unternehmen befänden sich in einem tiefgreifenden Transformationsprozess, der Umbau der zunehmend digitalen Geschäftsmodelle sei insbesondere verbunden mit Filialschließungen in größerem Ausmaß und dem Abbau mehrerer tausend Arbeitsplätze.
Außerdem seien die Banken zusätzlich durch die krisenbedingt verlängerte Niedrigzinsphase, durch drohende Kreditausfälle infolge der Corona-Pandemie und “durch absehbar hohe Gebührenrückzahlungen” ausgelöst durch das jüngste Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) belastet.
Der BGH hatte Ende April entschieden, dass Klauseln in den Allgemeinen Geschäftsbedingungen einer Bank, die auf stillschweigende Zustimmung abzielen, unwirksam sind. Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv), der in diesem Fall gegen die Postbank geklagt hatte, betont, dass Bankkunden nach dem Urteil nun Erstattungen zu Unrecht kassierter Entgelte erhalten müssen.
Eine deutliche Absage erteilten die Arbeitgeber auch der Verdi-Forderung nach einem Anspruch auf mobile Arbeit zwischen 20 und 60 Prozent der Arbeitszeit. Die Gestaltung der mobilen Arbeit müsse weiterhin den Betrieben überlassen bleiben. Gute Mobilarbeit müsse “maßgeschneidert werden für die jeweils sehr unterschiedlichen Bedürfnisse der Betriebe und ihrer Beschäftigten”, erklärte Verhandlungsführerin Schmittroth.
Die Verhandlungen sollen nun am 26. August 2021 in Wiesbaden fortgesetzt werden.
Quelle: AFP