Während sich die Corona-Lage in Deutschland entspannt, zeigen andere Länder, dass sich das schnell wieder ändern kann. Wegen zunehmender Neuinfektionen und aus Angst vor der ansteckenderen Virus-Variante Delta führte Israel am Freitag die Maskenpflicht in öffentlichen Innenräumen wieder ein. In der australischen Metropole Sydney wurde für mehrere zentrale Stadtteile ein einwöchiger Corona-Lockdown verhängt. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mahnte die Deutschen erneut zur Vorsicht.
Grund für die erneute Maskenpflicht in Innenräumen sei der Anstieg der Corona-Infektionen in der vergangenen Woche, erklärte das israelische Gesundheitsministerium. Die Masken sind nun wieder in allen Innenräumen außerhalb des eigenen Haushalts verpflichtend. Menschen mit Behinderung, Sporttreibende und Kinder unter sieben Jahre Jahren sind von der Regelung ausgenommen. Das Gesundheitsministerium empfiehlt das Maskentragen nun außerdem bei großen Menschenansammlungen im Freien wie der Pride-Parade am Freitag in Tel Aviv.
Der Chef der israelischen Corona-Taskforce, Nachman Asch, sagte dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der Anstieg der Infektionen gehe wahrscheinlich auf die hochansteckende Delta-Variante des Coronavirus zurück. Seit Montag hatten die Gesundheitsbehörden täglich mehr als hundert Corona-Neuinfektionen registriert. Am Donnerstag waren es sogar 227 neue Fälle. Aus Sorge vor einer weiteren Ausbreitung der Delta-Variante war die Öffnung des Landes für Touristen weiter verschoben worden.
Erst am 15. Juni hatte Israel dank einer raschen Impfkampagne die Maskenpflicht aufgehoben. Von den gut neun Millionen Einwohnern Israels sind rund 5,2 Millionen bereits vollständig gegen das Coronavirus geimpft.
Auch Australien hat die Corona-Pandemie weitgehend eingedämmt, insbesondere mit Grenzschließungen und strengen Quarantäne-Regeln. Am Freitag verhängten die Behörden aber für mehrere zentrale Stadtteile Sydneys einen einwöchigen Lockdown.”Das soll sicherstellen, dass wir keine Übertragungsketten übersehen haben”, sagte die Regierungschefin des Bundesstaates New South Wales, Gladys Berejiklian. Vergangene Woche war ein neuer Infektionsherd in der australischen Metropole aufgetreten; befürchtet wird eine weitere Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante.
Ein Großteil der fünf Millionen Einwohner von Sydney durfte bereits seit Mittwoch die Stadt nicht mehr verlassen, um eine Verbreitung des Coronavirus in andere Gebiete zu verhindern. Die Regelung wurde bis nächsten Freitag verlängert. Der jüngste Ausbruch geht auf einen Fahrdienst zurück, der vor rund zwei Wochen die Besatzung eines Flugzeuges in ein Quarantäne-Hotel brachte. Die Behörden haben seither 65 Corona-Fälle registriert.
Gesundheitsexperten warnen vor weiteren Corona-Ausbrüchen in Australien, solange nicht die Mehrheit der Bewohner geimpft ist. Bisher wurden unter den 25 Millionen Einwohnern Australiens rund 6,7 Millionen Dosen verabreicht. Nur wenige Australier haben eine zweite Dosis erhalten.
Die Delta-Variante macht auch dem pazifischen Inselstaat Fidschi zu schaffen. Binnen 24 Stunden seien in dem 930.000-Einwohner-Land 308 neue Corona-Fälle verzeichnet worden, sagte Gesundheitsminister James Fong am Donnerstagabend. Ein landesweiter Lockdown sei aber insbesondere in den dicht besiedelten Armenvierteln nicht durchsetzbar.
Kanzlerin Merkel mahnte zum Abschluss des EU-Gipfels in Brüssel, dass auch die Deutschen angesichts von Delta “leider nicht sagen können, dass wir dem Ende der Pandemie schon entgegensteuern”. Zwar mache Deutschland Fortschritte bei den Corona-Impfungen. In Ländern mit höheren Impfquoten wie Großbritannien und Israel würden derzeit aber wieder steigende Inzidenzen registriert.
Die Kanzlerin warb daher für ein Festhalten an Maskenpflicht und Corona-Tests. “Wir müssen alles versuchen, um eine vierte Welle zu verhindern”, sagte Merkel.
Quelle: AFP