Die Ständige Impfkommission (Stiko) pocht in der Debatte über Impfungen von Kindern und Jugendlichen auf die Anwendung von medizinischen und nicht von politischen Kriterien. Der Kommissionsvorsitzende Thomas Mertens warnte in der “Rheinischen Post”, dass die Diskussion auch vom Wahlkampf überlagert werde. “Es gehen zu viele Argumente durcheinander, die nicht zusammengehören, und natürlich steht auch der Wahltag vor der Tür”, sagte Mertens.
Er erhoffe sich für die Debatte “Abkühlung und rationales Denken”, sagte der Kommissionsvorsitzende weiter. Er lehnte es auch erneut ab, den Impfstatus von Schülerinnen und Schülern mit der Frage der Rückkehr zum vollen Präsenzunterricht an den Schulen zu verknüpfen. “Wenn die gesunden Kinder die Impfung nicht zu ihrem Schutz benötigen, ist die Verknüpfung falsch”, hob er hervor.
Auch Stiko-Mitglied Martin Terhardt warnte davor, bei Impfempfehlungen für Kinder und Jugendliche politischen Druck auszuüben. “Wir sind ein unabhängiges wissenschaftliches Gremium”, sagte er im Bayerischen Rundfunk. Die Impfkommission werde wie auch sonst “nach wissenschaftlichen Kriterien entscheiden und nicht nach politischen”, stellte er klar.
Terhardt selbst verwies auf mögliche Risiken bei der Impfung von Kindern und Jugendlichen. “Was wir eben noch nicht ganz genau kennen, sind die seltenen Impfrisiken”, daher neige er eher zur Zurückhaltung. Allerdings sei die wissenschaftliche Bewertung noch nicht abgeschlossen. Die Kommission warte noch auf Daten aus den USA, die allerdings erst in einigen Monaten vorliegen dürften.
In den USA wird der Impfstoff von Biontech/Pfizer bereits seit einigen Wochen auch bei Jugendlichen und älteren Kindern angewendet. Die europäische Arzneimittelbehörde EMA will an diesem Freitag mitteilen, ob sie diesen Impfstoff ab dem Alter von zwölf Jahren zulässt. Bislang gilt für diesen Impfstoff eine Altersgrenze von 16 Jahren, für andere Impfstoffe sind es in der Regel 18 Jahre.
Quelle: AFP