Die Bundesregierung wird die Verbrechen deutscher Kolonialtruppen an den Volksgruppen Herero und Nama im heutigen Namibia zu Beginn des 20. Jahrhunderts als Völkermord anerkennen. Er sei “froh und dankbar, dass es gelungen ist, mit Namibia eine Einigung über einen gemeinsamen Umgang mit dem dunkelsten Kapitel unserer gemeinsamen Geschichte zu erzielen”, erklärte Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) anlässlich des Abschlusses der deutsch-namibischen Verhandlungen über die Aufarbeitung der Kolonialverbrechen.
Ziel der über fünfjährigen deutsch-namibischen Verhandlungen sei es gewesen, “einen gemeinsamen Weg zu echter Versöhnung im Angedenken der Opfer zu finden”, erklärte Maas. “Dazu gehört, dass wir die Ereignisse der deutschen Kolonialzeit im heutigen Namibia und insbesondere die Gräueltaten in der Zeit von 1904 bis 1908 ohne Schonung und Beschönigung benennen.” Die Bundesregierung werde die Ereignisse deshalb jetzt auch offiziell als Völkermord bezeichnen.
“Im Lichte der historischen und moralischen Verantwortung Deutschlands werden wir Namibia und die Nachkommen der Opfer um Vergebung bitten”, kündigte Maas an. Als “Geste der Anerkennung des unermesslichen Leids”, das den Opfern zugefügt worden sei, werde Deutschland Namibia und die Nachkommen der Opfer zudem “mit einem substanziellen Programm in Höhe von 1,1 Milliarden Euro zum Wiederaufbau und zur Entwicklung” unterstützen. Rechtliche Ansprüche auf Entschädigung ließen sich aus der Anerkennung der deutschen Gräueltaten als Völkermord jedoch nicht ableiten, unterstrich Maas.
Namibia – damals Deutsch-Südwestafrika – war von 1884 bis 1915 deutsche Kolonie. Zwischen 1904 und 1908 wurden unter der deutschen Kolonialherrschaft zehntausende Angehörige der Volksgruppen Herero und Nama von Truppen des deutschen Kaiserreichs getötet. Historiker sprechen vom ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts.
Die Verhandlungen Namibias und Deutschlands über die Aufarbeitung der Kolonialverbrechen hatte 2015 begonnen, Verhandlungsführer der deutschen Seite war der ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete Ruprecht Polenz.
Quelle: AFP