Eine Reihe europäischer Lebensmittelhändler hat sich gemeinsam dafür ausgesprochen, dass auch neue Gentechnik-Verfahren in der EU streng reguliert bleiben. Zu den Unterzeichnern der am Mittwoch veröffentlichten Resolution gehören unter anderem Aldi, mehrere Bio-Märkte und die österreichischen Niederlassungen von Lidl und Rewe. Sie fordern dabei auch den Schutz der Angaben “Ohne Gentechnik” sowie von Bio-Produkten.
Hintergrund der Forderungen ist, dass die EU-Kommission den Rechtsrahmen für Gentechnik reformieren will, um neue Verfahren zur Veränderung des Erbguts bei Pflanzen zu regeln. Eine Studie der Kommission war kürzlich zu dem Schluss gekommen, dass neue Gentechnik-Verfahren “zu einem nachhaltigeren Lebensmittelsystem” beitragen können. Daher müssten die EU-Regeln an den “wissenschaftlichen und technologischen Fortschritt angepasst werden”, hieß es Ende April. Umweltschützer zeigten sich entsetzt.
Die Einzelhändler forderten nun, dass die “bewährte Regulierung” aller gentechnisch veränderten Organismen (GVO) auf dem europäischen Markt beibehalten werde. Das gelte für Mais und Soja ebenso wie für neuartige Verfahren, etwa mit der Gen-Schere Crispr. Andernfalls wäre der “Zukunftsmarkt” mit Produkten aus Bio-Herstellung sowie mit dem Verweis “Ohne Gentechnik” in Gefahr.
Bei einer Deregulierung würden Produkte aus den Verfahren der Neuen Gentechnik “ohne Risikobewertung ungeprüft und ohne Kennzeichnung auf den Markt kommen”, warnten die Unterzeichner. Das etablierte Siegel “Ohne Gentechnik” müsse aber “halten, was es verspricht”. Auch der Bio-Sektor wäre von einer Deregulierung “massiv betroffen” – denn in der dazugehörigen EU-Verordnung sei der Ausschluss jeglichen Einsatzes der Gentechnik explizit verankert.
Die Linken-Agrarexpertin Kirsten Tackmann bezeichnete die gemeinsame Resolution als “bemerkenswert”. EU-Kommission und Bundesregierung müssten “weiter dem Vorsorgeprinzip als Priorität folgen”, forderte sie. “Heilsversprechen” der Lobby Neuer Gentechnik würden nicht gebraucht – stattdessen sei ein Systemwechsel “hin zu einer regionaleren, klimagerechteren und sozialeren Lebensmittelproduktion” nötig.
Quelle: AFP