Der ehemalige Chefberater des britischen Premierministers Boris Johnson, Dominic Cummings, hat der Regierung Versagen in der Corona-Pandemie vorgeworfen – und sich für sein eigenes Fehlverhalten in der Krise bei seinen Landsleuten entschuldigt. “Als die Bevölkerung uns am meisten brauchte, hat die Regierung versagt”, sagte Cummings am Mittwoch vor Abgeordneten eines Parlamentsausschusses in London.
“Die Wahrheit ist, dass hochrangige Minister, hochrangige Beamte, hochrangige Berater wie ich in katastrophaler Weise hinter den Standards zurückgeblieben sind, die die Öffentlichkeit von ihrer Regierung in einer Krise wie dieser erwarten darf”, sagte Cummings. “Ich möchte allen Familien derer sagen, die unnötig gestorben sind, wie leid mir die Fehler tun, die gemacht wurden.” Auch “meine eigenen Fehler”, fügte er hinzu.
Die Regierung habe im Februar 2020 in keiner Weise alle Hebel in Bewegung gesetzt, um auf die Pandemie zu reagieren. “Viele Leute waren Mitte Februar in den Skiferien unterwegs. Bis zur letzten Februarwoche gab es kein Gefühl der Dringlichkeit”, führte Cummings aus.
Am Wochenende hatte Cummings erklärt, die Regierung habe zu Beginn der Corona-Pandemie sehr wohl eine Politik der “Herdenimmunität” verfolgt, dies aber später bestritten und damit bewusst gelogen. Mit den “richtigen Vorbereitungen und kompetenten Leuten in der Verantwortung” hätte die Regierung wahrscheinlich den ersten Lockdown vermeiden können, schrieb er weiter.
Cummings, der Ende 2020 seinen Posten als Chefberater räumen musste, hat sich inzwischen zu einem erbitterten Gegner des Premierministers gewandelt. Zwar steht Johnson wegen einiger Affären unter Druck, hat jedoch die Gunst vieler Wähler mit einer erfolgreichen Impfkampagne zurückgewinnen können. Mehr als zwei Drittel der Erwachsenen hat in Großbritannien mindestens eine Impfdosis erhalten.
Der umstrittene Ex-Berater und Brexit-Strippenzieher Cummings hingegen wird von der Öffentlichkeit kritisch betrachtet. Eine YouGov-Umfrage vergangene Woche ergab, dass nur 14 Prozent Cummings vertrauen – verglichen mit 38 Prozent, die Johnson glauben.
Quelle: AFP