Trotz der Corona-Pandemie sind die großen deutschen Konzerne erfolgreich ins neue Jahr gestartet. Die meisten Unternehmen im Dax konnten im ersten Quartal den Umsatz und den Gewinn steigern – manche sogar auf Rekordniveau, wie die Wirtschaftsberatungsgesellschaft EY am Donnerstag mitteilte. Die Mitarbeiterzahl dagegen stagniert. Viele Unternehmen haben demnach ehrgeizige Kostensenkungsprogramme aufgelegt, auch um die eigene Zukunftsfähigkeit zu verbessern.
EY analysierte die Geschäfts- oder Quartalsberichte der 30 im Deutschen Aktienindex (Dax) gelisteten Unternehmen. Ihr Umsatz stieg von Januar bis März demnach insgesamt um 9,6 Prozent im Vergleich zum ersten Quartal 2020 auf 362,1 Milliarden Euro. Der Betriebsgewinn nahm um satte 97 Prozent zu, auf 41,8 Milliarden Euro. Die positive Entwicklung sei auch deshalb so bemerkenswert, da die Vorjahreszahlen – bis auf das China-Geschäft – noch kaum negativ durch die Pandemie beeinflusst waren.
“Das erste Quartal war bärenstark”, bilanzierte Mathieu Meyer, Mitglied der Geschäftsführung von EY. “Die Nachfrage war in vielen Branchen außerordentlich hoch, zum Teil übertraf das Wachstum auch die Erwartungen der Unternehmen.” Wichtigster Wachstumstreiber war der asiatische Markt, vor allem China. Auch der nordamerikanische Markt entwickelte sich laut Analyse “sehr positiv”.
“Gerade in China hat sich die Wirtschaft schnell vom Corona-Einbruch erholt. Viele deutsche Konzerne erwirtschaften dort inzwischen einen erheblichen Anteil ihres Gesamtumsatzes – sie profitieren derzeit massiv von der guten Lage im Reich der Mitte, erläuterte Meyer.
Die Zahl der Mitarbeiter in den Konzernen legte trotz der hohen Gewinnsteigerungen nur geringfügig zu – um 0,2 Prozent, wie die EY-Analyse ergab. 22 Unternehmen machten in ihren Quartalsberichten Angaben zur Beschäftigungsentwicklung, die Mehrzahl (13 Unternehmen) meldeten einen Beschäftigungsrückgang.
Die Wirtschaftsberater erwarten bei Umsatz und Gewinnen eine weiterhin positive Entwicklung. Die Pandemie, Handelsstreitigkeiten und Lieferschwierigkeiten “bergen aber weiterhin erhebliche Risiken”, warnten sie. “Jederzeit können neue Krisenherde und Unterbrechungen der Lieferkette entstehen, langfristige Planungen sind derzeit sehr schwierig”, erklärte Meyer.
Die Pandemie hat nach Beobachtung von EY in vielen Unternehmen zu einem “Umdenken” geführt. “Sie sind zunehmend bereit, sich mit neuen Szenarien und einer echten Neuausrichtung ihres Geschäftsmodells zu befassen”, erklärte Meyer. Die Pandemie habe gezeigt, dass auch das scheinbar Unmögliche passieren kann. “Weitere Umbrüche stehen bevor und werden den Unternehmen ebenfalls unkonventionelle Reaktionen abverlangen – etwa die Dekarbonisierung der gesamten Industrie, die bislang für zu viele ein weit entferntes Zukunftsthema war. Und natürlich die Digitalisierung der Abläufe und Produkte, die nun endlich als essenziell und überlebensnotwendig begriffen wird.”
Quelle: AFP