Die schwer von der Corona-Krise getroffene Lufthansa wirbt bei ihren Aktionären um Zustimmung für eine milliardenschwere Kapitalerhöhung. Die Anteilseigner sollten bei der am Dienstag abgehaltenen virtuellen Hauptversammlung darüber abstimmen, ob die Lufthansa ihr Kapital um bis zu 5,5 Milliarden Euro erhöhen darf. Konzernchef Carsten Spohr sagte, ein entsprechender Vorratsbeschluss solle die Lufthansa in die Lage versetzen, “zu alter finanzieller Stabilität” zurückzukehren.
Der Zeitpunkt und die Höhe einer möglichen Kapitalerhöhung sind nach den Worten Spohrs “aktuell noch nicht entschieden”. Dies sei von diversen Faktoren abhängig – nicht zuletzt von der weiteren Entwicklung der Corona-Krise und dem Kapitalbedarf, der sich daraus ableite. Klar sei indes, “dass wir einen Großteil der Erlöse für die Rückführung der staatlichen Stabilisierungsmaßnahmen nutzen werden”, sagte er. Denn “wenn wir die Wahl haben, finanzieren wir uns lieber am Kapitalmarkt als beim Steuerzahler”.
Nach dem massiven Einbruch des Flugverkehrs in der Pandemie hatte die Lufthansa im vergangenen Jahr mit staatlichen Hilfen in Höhe von insgesamt neun Milliarden Euro gestützt werden müssen. “Von den 6,8 Milliarden Euro, die uns von der Deutschen Bundesregierung zur Stabilisierung der Lufthansa zugesagt worden sind, mussten wir bislang nur 2,3 Milliarden Euro abrufen”, sagte Spohr. “Davon wiederum haben wir durch die Rückzahlung des KfW-Kredits eine Milliarde Euro sogar bereits wieder getilgt.” Gleichzeitig habe die Lufthansa-Aktienbeteiligung seit dem Einstieg der Bundesregierung über eine Milliarde Euro an Wert gewonnen.
Im vergangenen Jahr hatte der Konzern einen Verlust von 6,7 Milliarden Euro gemacht. Spielraum für eine Dividende für die Aktionäre gibt es nach Angaben Spohrs deshalb “wenig überraschend” nicht.
Kritik hatte es im Vorfeld der Hauptversammlung unter anderem von Umweltschützern gegeben. So mahnte der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), ein stärkeres Engagement des Luftfahrtkonzerns für den Klimaschutz und zur Sicherung der Arbeitsplätze an.
Am Montagabend hatte die Lufthansa den Kauf von zehn neue Langstreckenflugzeuge von Airbus und Boeing angekündigt. Die Jets sollen demnach ältere Flugzeugtypen mit höherem Treibstoffverbrauch und CO2-Ausstoß ersetzen.
Quelle: AFP