Experten sehen das internationale Ziel näher rücken, die Erderwärmung zumindest auf weniger als zwei Grad zu begrenzen. Das Netzwerk Climate Action Tracker, das die Wirkung bisheriger staatlicher Klimazusagen auswertet, verwies am Dienstag auf neue Berechnungen, wonach bei Umsetzung der bislang gegebenen und diskutierten Zusagen eine Erderwärmung um 2,4 Grad Celsius bis Ende des Jahrhunderts zu erwarten sei.
Dies sei spürbar weniger als noch vor einigen Monaten, sagte der Leiter des für den Tracker maßgeblichen New Climate Institute, Niklas Höhne. Zu der positiven Entwicklung beigetragen hätten insbesondere die neuen Klimaziele der USA und der EU sowie auch Chinas, aber auch von mehr als 100 weiteren Staaten. Allerdings gebe es auch eine Reihe von Staaten, die keine neuen Ziele vorgelegt hätten oder deren neue Erklärungen zu keiner größeren CO2-Reduzierung führten, darunter Australien, Russland oder Indien. Im Fall Brasiliens gebe es sogar eine Verschlechterung.
“Die Emissionen müssen bis 2030 halbiert werden”, forderte Höhne mit Blick auf die weltweiten Anstrengungen. Das wäre immer noch deutlich mehr, als für eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 Grad erforderlich wäre. Gemäß dem Pariser Klimaschutzabkommen sind alle Länder aufgefordert, bis spätestens zur nächsten UN-Klimakonferenz im November in Glasgow neue, ambitioniertere Ziele vorzulegen. Eigentlich hätte diese bereits im vergangenen Jahr stattfinden sollen.
Um die Vorbereitung der UN-Konferenz geht es seit Montag – zunächst auf Fachebene – beim internationalen Petersberger Klimadialog. Am Donnerstag wollen auf der digitalen Tagung Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), der britische Premierminister Boris Johnson sowie UN-Generalsekretär António Guterres sprechen.
Als Schwerpunkte der Beratungen nannte Bundesumweltministern Svenja Schulze (SPD) am Dienstag die Aufstockung der internationalen Finanzhilfen für ärmere Staaten bei Klimaschutz und Anpassung an Klimafolgen sowie die Vervollständigung des “Werkzeugkastens” für die Umsetzung des Pariser Abkommens. Dabei gehe es unter anderem um einheitliche Berichtspflichten für alle Länder.
Mit Blick auf die Zahlen des Climate Action Trackers sagte Schulze, diese zeigten eine positive Entwicklung, aber auch weiter “großen Handlungsbedarf”. Es sei aber in den vergangenen fünf Jahren immerhin gelungen, “in Reichweite der zwei Grad zu kommen” und “1,5 Grad in den Blick zu nehmen”. Die Jahre bis 2030 müssten nun weltweit zum “Jahrzehnt des sozial-ökologischen Umbaus” werden. Am Petersberger Klimadialog nehmen Vertreter aus rund 40 Staaten teil, am Donnerstag und Freitag vorwiegend auf Ministerebene.
Quelle: AFP