Gegen den ehemaligen Profifußballer Christoph Metzelder hat am Donnerstag ein Prozess um Kinderpornografie vor dem Düsseldorfer Amtsgericht begonnen. Die Staatsanwaltschaft legt dem 40-Jährigen zur Last, kinderpornografische Schriften verbreitet zu haben sowie kinder- und jugendpornografische Schriften besessen zu haben. Metzelder legte ein Geständnis ab und bat um Verzeihung.
Der ehemalige Nationalspieler gestand, auf frei zugänglichen Seiten Screenshots von Vorschaubildern inkriminierter Dateien gemacht zu haben. “Ich habe im Chat Extremfantasien ausgetauscht”, sagte der 40-Jährige. Die Faszination habe “in der Grenzüberschreitung gelegen”, nicht in den Darstellungen schwersten sexuellen Missbrauchs selbst, sagte Metzelder. Es habe weder Übergriffe gegenüber Kindern und Jugendlichen gegeben, noch seien welche geplant gewesen. “Das hat ausschließlich in einer digitalen Parallelwelt stattgefunden”, sagte er.
Er habe die Dateien verschickt, “obwohl ich weiß, welches unsägliche Leid gegenüber Kindern hinter jeder Datei steckt”. Er werde die Strafe akzeptieren. Die Anwesenden bat der 40-Jährige stellvertretend für alle Opfer sexueller Gewalt um Entschuldigung. “Ich hinterlasse eine Wunde, die niemals verheilen wird”, sagte Metzelder. “Damit werde ich für den Rest meines Lebens leben müssen.”
Die Staatsanwaltschaft beschuldigt Metzelder, über den Messengerdienst Whatsapp im Zeitraum von Juli bis September 2019 Videos eindeutiger sexueller Handlungen an Minderjährigen verschickt zu haben. Zu sehen waren demnach unter anderem Jungen und Mädchen unter zehn oder unter 14 Jahren. In einem Fall war von einem “Kleinkind” in stark sexualisierter Pose die Rede.
Einer Zeugin soll er zehn Bildaufnahmen mit kinderpornografischem Inhalt geschickt haben. Einer weiteren Frau soll der 40-Jährige demnach auf demselben Weg 16 Bilder und zwei Videos mit kinderpornografischem Inhalt übersandt haben. Einer dritten Zeugin habe Metzelder ein kinderpornografisches Bild zugeschickt.
Auf einem bei Durchsuchungen beschlagnahmten Handy des ehemaligen Nationalspielers wurden insgesamt 297 Dateien mit kinder- und jugendpornografischen Inhalten gefunden. Metzelder gestand Besitz und Weitergabe von insgesamt 18 Dateien, die letztlich ins Strafmaß einfließen werden.
“Der 3. September 2019 war eine Zäsur, beruflich, gesellschaftlich, privat”, sagte der 40-Jährige zu Beginn der Verhandlung. Er lebe “seitdem zurückgezogen, alle beruflichen und gesellschaftlichen Engagements ruhen oder sind bereits beendet”. Das Bundesverdienstkreuz und den nordrhein-westfälischen Landesverdienstorden wolle er “aus Respekt vor jetzigen und künftigen Preisträgern” zurückgeben.
“Mit professioneller Hilfe habe ich mich mit mir und dem Tatvorwurf auseinandergesetzt”, sagte Metzelder. Dabei sei auch herausgekommen, dass er keine pädophile Neigung besitze. Eine Erklärung, wie er in die Strafbarkeit rutschte und überhaupt die Dateien fand, gab er nicht ab.
Sein Anwalt Ulrich Sommer beklagte, dass es – im Gegensatz zu vielen anderen, womöglich noch schwerer wiegenden Fällen – überhaupt zu einer öffentlichen Verhandlung kam. Es gebe eine gesellschaftliche Vorverurteilung.
Die Vorsitzende Richterin Astrid Stammerjohann stellte dem ehemaligen Nationalspieler ein Strafmaß von zehn bis zwölf Monaten auf Bewährung ohne weitere Auflagen in Aussicht. Der Prozessauftakt war Metzelders erster öffentlicher Auftritt seit Bekanntwerden der Vorwürfe im September 2019.
Quelle: AFP