Die erste Runde der Tarifverhandlungen zwischen Deutscher Bahn (DB) und der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ist am Freitag erwartungsgemäß ohne Ergebnis geblieben. Beide Parteien vereinbarten nach dem fünfstündigen Auftakt die nächste Runde für den 28. April, wie die DB mitteilte. Beim ersten Verhandlungstermin sei es “in erster Linie” darum gegangen, das “umfassende Forderungspaket” der GDL durchzugehen.
DB-Personalvorstand Martin Seiler sprach von einer “konstruktiven Atmosphäre”. Er kündigte für die nächste Runde Lösungsvorschläge an. “Unser Ziel ist es, im Interesse von Reisenden und Beschäftigten zügig ein Gesamtpaket zu schnüren, das in die aktuelle Zeit hoher Corona-Schäden passt.”
Die GDL verlangt unter anderem eine Lohnerhöhung um 4,8 Prozent zum 1. März 2021 und eine Corona-Prämie von 1300 Euro. Die Bahn hat dies bereits als “maßlos und realitätsfern” zurückgewiesen.
Mit der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), die mit der GDL in Konkurrenz steht, hatte die Bahn sich bereits im vergangenen September auf ein Corona-Tarifpaket geeinigt. An die GDL appellierte der Konzern, der für das Pandemiejahr 2020 einen Verlust von 5,7 Milliarden Euro verbucht hatte, über “bezahlbare Lösungen” zu verhandeln.
Personalvorstand Seiler erklärte am Freitag, die DB habe der GDL abermals ein vorsorgliches Schlichtungsabkommen angeboten, falls die Verhandlungen ins Stocken geraten sollten. Dies habe die Gewerkschaft aber “strikt” abgelehnt.
Seiler bekräftigte am Freitag zudem, dass die Existenz der GDL nicht in Frage stehe. Die DB sei nach wie vor an einer Koexistenz von beiden im Konzern vertretenen Gewerkschaften interessiert. Hintergrund ist der Streit um das seit Januar geltende Tarifeinheitsgesetz (TEG). Bei konkurrierenden Tarifabschlüssen sind für dieselbe Berufsgruppe in einem Betrieb die Vereinbarungen mit der Mehrheitsgewerkschaft gültig – GDL und EVG verhandeln teilweise aber für die gleichen Berufsgruppen.
Eine tarifliche Vereinbarung, die in der Vergangenheit garantierte, dass für diese Berufsgruppen die Regelungen beider Gewerkschaften angewandt wurden, lief Ende 2020 aus. Die DB hatte beiden Gewerkschaften Gespräche über eine Vereinbarung zu einer geordneten Koexistenz angeboten – beide Gewerkschaften lehnten solche trilateralen Gespräche ab. Ohne eine Einigung muss laut DB das TEG umgesetzt werden – und zwar in 71 ihrer 300 Betriebe. In 55 davon organisiert die EVG mehr Mitglieder, in 16 die GDL.
Quelle: AFP