Die von ägyptischen Archäologen bei Ausgrabungen in der Nähe von Luxor eher zufällig entdeckte antike Stadt ist ihren Angaben zufolge deutlich größer als bisher zu sehen. “Wir haben nur einen Teil gefunden”, sagte der Ägyptologe Sahi Hawass am Samstag der Nachrichtenagentur AFP bei einem Rundgang durch die freigelegten Reste. Die Stadt erstrecke sich noch weiter nach Westen und Norden. Die Ausgrabungen dürften deshalb noch einige Jahre andauern.
Hawass hatte am Donnerstag die Entdeckung bekanntgegeben. Nach seinen Angaben handelt es sich um eine rund 3000 Jahre alte “verlorene goldene Stadt” aus der Regierungszeit von Pharao Amenhotep III. Die Expertin Betsy Bryan von der Johns Hopkins Universität bezeichnete den Fund als die “zweitwichtigste archäologische Entdeckung seit dem Grab von Tutanchamun” vor fast einem Jahrhundert.
Bei den Ausgrabungen, die im vergangenen September begannen, fand das Archäologenteam unter dem Sand nicht nur vollständige Mauern und Räume, sondern auch Lehmziegel mit Siegeln von Amenhotep III., hunderte Tongefäße, Trockenfleisch, Wein, kleine Statuen, Amulette und Schmuck. “Es ist nicht nur eine Stadt”, sagte der Leiter des Obersten Antikenrats, Mustafa al-Wasiri. Vielmehr ließen sich auch “wirtschaftliche Aktivitäten” erkennen, “Werkstätten, Brennöfen”.
Der US-Expertin Bryan zufolge wird die Stadt den Forschern Einblick “in das Leben der alten Ägypter zu jener Zeit geben, als das Reich am reichsten war”.
Hawass hatte die Entdeckung am Donnerstag als Erfolg der ägyptischen Wissenschaft gefeiert. “Viele ausländische Missionen” hätten nach dieser verlorenen Stadt gesucht und sie nie gefunden, erklärte er.
Mit seiner Behauptung stieß der ehemalige Chef der Antikenbehörde allerdings auf Widerspruch. Der Ägyptologe Tarek Farag wies am Freitag auf Facebook darauf hin, dass das Gebiet erstmals vor mehr als einem Jahrhundert entdeckt worden sei. Ein Team des New Yorker Metropolitan Museums habe damals “die ‘verlorene’ Stadt zum ersten Mal” freigelegt. Zudem führte Farag mehrere akademische Arbeiten aus dem frühen 20. Jahrhundert über die Stätte an.
Der Leiter des Antikenrats, al-Wasiri, wies die Angaben zurück. Die Ausgrabungen vor hundert Jahren hätten nicht an derselben Stelle stattgefunden, sondern weiter südlich, sagte er.
Quelle: AFP