Die Weltwirtschaft erholt sich dank massiver Staatsausgaben in den USA und weiteren Ländern sowie Fortschritten bei Impfungen schneller von den Folgen der Corona-Pandemie als bislang erwartet. Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnet in seiner am Dienstag vorgelegten Frühjahresprognose mit einem weltweiten Wirtschaftswachstum von sechs Prozent in diesem Jahr. Das sind 0,5 Prozentpunkte mehr als bei der letzten IWF-Prognose vom Januar.
Im kommenden Jahr dürfte die Weltwirtschaft demnach um 4,4 Prozent wachsen, 0,2 Punkte mehr als bei der Januar-Prognose. 2020 war die Weltwirtschaft angesichts der Corona-Pandemie um geschätzt 3,3 Prozent geschrumpft.
Für die USA, die unter Präsident Joe Biden kürzlich ein 1,9 Billionen Dollar schweres neues Hilfsprogramm aufgelegt hatten, erwartet der IWF ein Wachstum von 6,4 Prozent in diesem Jahr. Das sind ganze 1,3 Punkte mehr als bei der letzten Prognose. Im kommenden Jahr dürfte die größte Volkswirtschaft der Welt dann noch um 3,5 Prozent wachsen.
Die deutsche Wirtschaft dürfte laut IWF 2021 um 3,6 Prozent und 2022 dann 3,4 Prozent wachsen, die Wirtschaft der Eurozone um 4,4 Prozent und dann 3,8 Prozent. Ein besonders starkes Wachstum wird laut der in Washington ansässigen internationalen Finanzinstitution China hinlegen: 8,4 Prozent in diesem Jahr und 5,6 Prozent 2022.
“Obwohl es noch große Unsicherheit über den Pfad der Pandemie gibt, wird ein Weg aus dieser Gesundheits- und Wirtschaftskrise zunehmend sichtbar”, erklärte IWF-Chef-Ökonomin Gita Gopinath. Sie betonte, hätten Regierungen weltweit nicht schnell gehandelt, hätte die Wirtschaftskrise im vergangenen Jahr drei Mal schlimmer ausfallen können. Regierungen müssten ihre Politik zur Unterstützung der Wirtschaft beibehalten.
Zugleich warnte Gopinath vor “Unterschieden bei der Geschwindigkeit der Erholung”. So drohe die langsame Verteilung von Impfstoffen in ärmeren Ländern die Corona-Krise dort zu verschärfen. Die IWF-Chefökonomin mahnte internationale Zusammenarbeit an, damit Menschen weltweit geimpft werden könnten.
Die Corona-Krise habe bereits zu einem schweren Rückschlag bei der Armutsbekämpfung geführt, sagte Gopinath. Nach Schätzungen des IWF rutschten im vergangenen Jahr 95 Millionen Menschen zusätzlich in Armut ab. Zusätzliche 80 Millionen Menschen sind demnach unterernährt.
Die Corona-Pandemie hatte die Weltwirtschaft in eine historische Krise gestürzt. Während erneut steigende Infektionszahlen in vielen Ländern große Sorgen bereiten, geben Impfungen Hoffnungen auf eine Rückkehr zur Normalität in absehbarer Zeit. Der IWF betonte am Dienstag, seine Wirtschaftsprognosen seien angesichts der unklaren Entwicklung der Pandemie mit großen Unsicherheiten behaftet.
Der Internationale Währungsfonds und die Weltbank halten diese Woche ihre Frühjahrestreffen ab. Sie finden wegen der Pandemie virtuell statt.
Quelle: AFP