UN-Generalsekretär António Guterres hat stärkere Schuldenentlastungen und neue Finanzierungsmöglichkeiten für ärmere Länder im Umgang mit der Coronapandemie gefordert. “Wir müssen die Regeln ändern”, sagte Guterres in einer Konferenz mit mehreren Staats- und Regierungschefs sowie Vertretern des Internationalen Währungsfonds (IWF), der Weltbank und der OECD am Montag. “Wir stehen am Rande einer Schuldenkrise”, warnte er und forderte einen “neuen Schuldenmechanismus”.
Reichere Staaten gaben dem UN-Generalsekretär zufolge während der Corona-Pandemie beispiellose 16 Billionen Dollar (rund 13,5 Billionen Euro) für gesundheitliche und wirtschaftliche Maßnahmen aus, um die Voraussetzungen für eine Erholung zu schaffen. “Viele Entwicklungsländer können wegen Finanzierungsengpässen nicht in den Wiederaufbau investieren”, sagte Guterres. So hätten die weniger entwickelten Länder 580 Mal weniger pro Kopf ausgegeben als entwickelte Volkswirtschaften.
Auch bei den Impfkampagnen gebe es große Unterschiede und die “schmerzhaft langsame” Erholung der Wirtschaft in ärmeren Ländern könne zu einer Belastung für die Weltwirtschaft werden. Sechs Staaten seien bereits mit ihren Schuldendiensten in Verzug geraten und ein Drittel der Schwellenländer sei von Finanzkrisen bedroht.
“Entwicklungsländer brauchen Zugang zu zusätzlicher Liquidität, um auf die Pandemie zu reagieren”, sagte Guterres. Dafür müsse ein “neuer Schuldenmechanismus” mit zusätzlichen Möglichkeiten wie Umschuldungen oder Schuldenrückkäufen geschaffen werden. Viele Länder würden andernfalls vor der Aufnahme neuer Schulden zurückschrecken, um ihre Kreditwürdigkeit nicht zu gefährden.
Der UN-Generalsekretär forderte zudem, die Aussetzung von Schuldenrückzahlungen für ärmere Länder bis ins Jahr 2022 zu verlängern. Die G20-Staaten hatten sich im April des vergangenen Jahres auf die Aussetzung von Schuldenrückzahlungen geeinigt. Die Maßnahme läuft jedoch Ende Juni aus.
Quelle: AFP