Nach seiner gewaltsamen Machtübernahme hat Myanmars Militär mit einer großen Parade seine Stärke demonstriert. Soldaten mit Fackeln und Flaggen marschierten am Samstag, dem Tag der Armee in Myanmar, flankiert von Militärfahrzeugen durch die Hauptstadt Naypyidaw. Massiven Einschüchterungen zum Trotz gingen unterdessen die Proteste gegen den Putsch vom 1. Februar weiter. Dabei wurden nach Zählung der Nachrichtenagentur AFP mindestens 14 Menschen von Polizei und Soldaten getötet.
In einer Rede zum Tag der Armee verteidigte Junta-Chef Min Aung Hlaing erneut den Militärputsch und sicherte zu, nach Neuwahlen die Macht an die neue Regierung abzugeben. Zugleich richtete der General eine Warnung an die Junta-Gegner. “Terrorismus, der schädlich für die Ruhe und Sicherheit des Staates sein kann”, sei nicht hinnehmbar, sagte er. “Die Demokratie, die wir uns wünschen”, müsse respektiert werden.
Seit dem Militärputsch sieht sich die Junta in Myanmar massiven Protesten gegenüber, gegen die sie äußerst brutal vorgeht. Mehr als 2600 Demonstranten wurden seit Beginn der Proteste festgenommen, rund 320 Menschen wurden nach Angaben von örtlichen Menschenrechtsaktivisten getötet und mehr als 3000 festgenommen. Die Demonstranten fordern unter anderem die Freilassung der abgesetzten De-facto-Regierungschefin Aung San Suu Kyi und eine Rückkehr zum demokratischen Prozess.
Mit dem Tag der Armee erinnert Myanmar an den Beginn des Widerstands gegen die japanische Besatzung im Zweiten Weltkrieg. Normalerweise nehmen an der Militärparade aus diesem Anlass auch ausländische Regierungsvertreter teil. Die Militärjunta wird aber von vielen Staaten nicht anerkannt, sodass am Samstag nur acht ausländische Delegationen teilnehmen, darunter Vertreter von China und Russland.
Die Protestbewegung hatte aus Anlass der Parade zu neuen Demonstrationen gegen den Putsch aufgerufen. In mehreren Städten wurden sie erneut und teilweise noch vor dem Morgengrauen blutig niedergeschlagen.
In der Stadt Lashio im Shan-Staat an der Grenze zu Thailand und China eröffneten die Sicherheitskräfte das Feuer auf demonstrierende Studenten und töteten nach Angaben eines Sanitäters mindestens drei junge Menschen. Sein Team habe die Toten wegen der vielen Schüsse nicht bergen können, berichtete er. “Die Armee und die Polizei kamen einfach und schossen ohne Vorwarnung los”, sagte der örtliche Journalist Mai Kaung Saing.
Die meisten Opfer gab es in der Wirtschaftsmetropole Yangon, die sich in den vergangenen Wochen zum Brennpunkt der Proteste entwickelte. Gegen Mitternacht eröffneten dort Polizisten das Feuer auf eine Gruppe Menschen, die vor einer Wache die Freilassung inhaftierter Freunde forderten. Sie erschossen mindestens fünf Menschen, wie Augenzeugen berichteten. Erst gegen vier Uhr morgens kehrte demnach wieder Ruhe ein. Stunden später waren Rauchschwaden über der Stadt zu sehen.
Nördlich von Yangon endete eine Kundgebung vor dem berüchtigten Insein-Gefängnis noch vor dem Morgengrauen in Chaos und Panik, als Soldaten auch dort gezielt auf Demonstranten schossen. Mindestens ein Demonstrant wurde getötet. Dabei handelte es sich um einen 21-jährigen Polizisten, der sich der Protestbewegung angeschlossen hatte. Er sei zu Hause seinen Schusswunden erlegen, sagte sein Vater AFP und fügte hinzu, er trauere um seinen Sohn, sei aber gleichzeitig auch stolz auf ihn.
Mindestens drei weitere Tote wurden in Meiktila im Zentrum des Landes sowie in Nyaung-U gemeldet, unter ihnen ein 14-jähriges Mädchen. Das Militär setzt zunehmend auf Einschüchterung durch brutale Gewalt. Noch am Freitagabend wurde die Jugend in einer vom Staatsfernsehen ausgestrahlten Botschaft aufgerufen, sich nicht an der “gewalttätigen Bewegung” zu beteiligen. “Lernt die Lektion von denen, die gestorben sind, nachdem ihnen in den Kopf und in den Rücken geschossen wurde – sterbt nicht umsonst”, hieß es.
Quelle: AFP