Hunderte Teilnehmer bei nicht genehmigter Mahnwache für getötete Frau in London

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Trotz der strikten Corona-Einschränkungen haben im Süden Londons hunderte Menschen eine Mahnwache für die ermordete Sarah E. abgehalten. Versuche der Polizei, die nicht genehmigte Versammlung am Samstagabend aufzulösen, lösten eine Welle der Kritik aus. Aufnahmen zeigten, wie Polizisten mehrere Teilnehmer der Mahnwache in einem Park im Stadtteil Clapham in Handschellen legten. Zahlreiche Politiker kritisierten das harte Vorgehen in den Online-Netzwerken.

“Die Szenen in Clapham heute Abend sind zutiefst verstörend”, schrieb der Oppositionsführer Keir Starmer bei Twitter. “Ich teile ihre Wut und Bestürzung darüber, wie dies gehandhabt wurde. Das war nicht die richtige Art und Weise, diesen Protest zu überwachen.” Auch der konservative Abgeordnete Steve Baker sprach von “unsäglichen Szenen” und forderte den britischen Premierminister Boris Johnson auf, “das Lockdown-Gesetz jetzt zu ändern”.

Der Vorsitzende der Liberaldemokraten, Ed Davey, forderte den Rücktritt der Polizeichefin der Metropolitan Police, Cressida Dick. Sie habe “das Vertrauen von Millionen von Frauen in London verloren”, sagte der Politiker. Die britische Innenministerin Priti Patel und Londons Bürgermeister Sadiq Khan teilten mit, sie hätten von der Polizei Erklärungen für ihr Vorgehen gefordert.

Die Organisatoren der Mahnwache hatten die Veranstaltung abgesagt, da sie von der Polizei aufgrund der Corona-Einschränkungen untersagt worden war. Hunderte setzten sich jedoch über das Verbot hinweg und kamen trotzdem in den Park. Die Demonstranten riefen den Polizisten “Schande über euch” zu, womit sie darauf anspielten, dass ein britischer Elite-Polizist offiziell des Mordes an der jungen Frau beschuldigt wird.

Der Polizeibeamte, der einer Einheit zum Schutz von Parlamentariern und Diplomaten angehört, war am vergangenen Dienstag zunächst wegen des Verdachts auf Entführung festgenommen worden. Später erhärtete sich der Mordverdacht gegen ihn. Ihm wird zusätzlich unsittliche Entblößung vorgeworfen. 

Nach dem Fund von Leichenteilen in einem Waldstück in der Grafschaft Kent im Südosten Englands hatte die britische Polizei bestätigt, dass es sich um die vermisste Sarah E. handelte. E. hatte am Abend des 3. März die Wohnung einer Freundin in Clapham verlassen und war nie bei sich zu Hause angekommen. Das Verschwinden der Frau und die darauf folgende Suche hatten das ganze Land schockiert und bewegt. Der Fall löste vor allem eine Debatte über die Sicherheit von Frauen aus.

Quelle: AFP

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