Der Abstand zwischen Männern und Frauen bei Löhnen und Gehältern ist im vergangenen Jahr etwas kleiner geworden. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag mitteilte, verdienten Frauen im Jahr 2020 durchschnittlich 18 Prozent weniger als Männer. Der Verdienstunterschied – der sogenannte Gender Pay Gap – war damit um einen Prozentpunkt geringer als 2019. Zugleich hoben die Statistiker hervor, dass dabei Sondereffekte infolge der Kurzarbeit in der Corona-Krise eine Rolle gespielt haben könnten.
Der Gender Pay Gap ist die Differenz der durchschnittlichen Bruttostundenverdienste. Unbereinigt vergleicht er allgemein den Durchschnittsverdienst aller Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Ein großer Teil des Verdienstunterschieds ist darauf zurückzuführen, dass Frauen häufiger in schlechter bezahlten Branchen und Berufen arbeiten und seltener Führungspositionen erreichen.
Werden Frauen und Männer mit vergleichbarer Qualifikation und Tätigkeit verglichen, ist der Lohnunterschied niedriger. Dieser bereinigte Gender Pay Gap wird alle vier Jahre erhoben. 2018 verharrte er wie bereits 2014 bei sechs Prozent; im Jahr 2010 hatte der Unterschied sieben Prozent betragen und 2006 acht Prozent.
Wie das Bundesamt am Dienstag anlässlich des Internationalen Tags für die gleiche Bezahlung von Frauen und Männern (Equal Pay Day) am 10. März weiter mitteilte, verdienten Frauen im Jahr 2020 mit durchschnittlich 18,62 Euro brutto in der Stunde 4,16 Euro weniger als Männer (22,78 Euro). 2019 hatte die Differenz 4,28 Euro betragen. Nach wie vor fällt der unbereinigte Gender Pay Gap dabei in Ostdeutschland mit sechs Prozent viel geringer aus als in Westdeutschland (20 Prozent).
Ursächlich für den leicht geringeren Gender Pay Gap 2020 war laut Bundesamt, dass die Bruttostundenverdienste der Frauen im Vergleich zum Jahr 2019 mit einem Plus von 3,5 Prozent stärker stiegen als die der Männer (plus 2,3 Prozent). “Somit hat sich die Verdienstsituation von Frauen und Männern angenähert”, erklärten die Statistiker.
Allerdings könne Kurzarbeit in der Corona-Krise diese Entwicklung verstärkt oder aber auch ihr entgegengewirkt haben: Wenn etwa Männer in einer höher entlohnten Verdienstgruppe in Kurzarbeit gehen, würde der Gender Pay Gap sinken, da der durchschnittliche Bruttostundenverdienst der Männer vergleichsweise geringer ausfällt, erläuterte das Bundesamt. Eine ähnliche Wirkung auf den Gender Pay Gap würde demnach erzielt, wenn Frauen in niedriger entlohnten Verdienstgruppen in Kurzarbeit gingen. Statistisch betrachtet steigt der Bruttostundenverdienst der Frauen dann.
Wie hoch der Einfluss der verstärkten Kurzarbeit in der Pandemie ist, kann laut Bundesamt aus den vorliegenden Daten aber nicht abgeleitet werden. Kurzarbeitergeld federt die individuellen Einkommensverluste demnach “zwar zum Großteil ab, es zählt aber nicht zum Bruttoverdienst und fließt daher nicht in die Berechnung des Gender Pay Gap ein”.
Quelle: AFP